Hamburgs Handelskammer hat Visionen: Standörtchens Zukunftsplan
Olympia-Bewerbung und eine Wasserstoff-Autobahn nach Berlin: Geht es nach der örtlichen Handelskammer, ist Hamburg im Jahr 2030 das Zentrum Nordeuropas.
HAMBURG taz | Nun hat Frank Horch es schwarz auf weiß, was er als Wirtschaftssenator Hamburgs zu tun hätte: Mit dem "Zukunftsplan 2030" hat die Hamburger Handelskammer am Montag ein umfangreiches Arbeitspapier für die kommenden zwei Jahrzehnte vorgelegt - und an seiner Entstehung war der Wunschminister von SPD-Bürgermeisterkandidat Olaf Scholz nicht unbeteiligt. Das Papier solle zeigen, "was zu tun ist, um für die Zukunft unseres Standortes heute die Weichen richtig zu stellen", schreibt Horch, noch in seiner seiner Funktion als Präses der Handelskammer, im Vorwort des 174 Seiten starken Wunschzettels, den er als Senator für Wirtschaft in einem SPD-geführten Senat wohl gerne umsetzen würde.
Und deshalb sollte Horch schon mal mit den Vorarbeiten für die Olympischen Spiele 2028 oder 2032 beginnen. Nachdem Hamburg bei der Bewerbung um Olympia 2012 schon vor acht Jahren in der nationalen Vorauswahl scheiterte, soll nun ein neuer Anlauf genommen werden. Das würde die Attraktivität des Standortes steigern und "einen Sprung in der wirtschaftlichen Attraktivität der gesamten norddeutschen Region zur Folge haben", sagt Karl-Joachim Dreyer, Vize-Präses der Kammer, der "unsere Visionen" präsentierte.
Vorgeschlagen wird zudem "eine Wasserstoff-Autobahn zwischen Hamburg und Berlin": Die A 24 zwischen beiden Städten solle zu einem "Vorzeigeprojekt" für den Einsatz dieser Technologie ausgebaut werden. Gewünscht wird auch ein "Hamburg Innovation Port" voller innovativer und kreativer Technologieparks, die flächendeckende Ganztagsschule in Hamburg und die "Berufung von Koordinatoren für Länderkooperation".
Diese sollen gemeinsame Aufgaben und Projekte in Norddeutschland koordinieren und befördern, ohne sich im Alltag mit der Frage nach dem Nordstaat herumschlagen zu müssen. "Die Länderneugliederung darf nicht ausgespart werden", so Dreyer, stehe aber nicht im Vordergrund. Die Verwaltungsstrukturen, so das Credo der Kammer, würden sich über kurz oder lang zwangsläufig den wirtschaftlichen und finanziellen Sachzwängen anpassen müssen.
Es geht dem Papier darum, Hamburg im Jahr 2030 "zum wirtschaftlichen und politischen Zentrum Nordeuropas" gemacht zu haben. Dafür müssten "infrastrukturelle Grundbedingungen" geschaffen werden, stellte Kammer-Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz klar: der Bau der Fehmarnbelt-Querung, deren Anbindung bis Hamburg mit vierspuriger Autobahn und zweigleisiger Bahnstrecke, der Ausbau aller Autobahnen um Hamburg herum samt Elbtunnel bei Glückstadt und Elbbrücke bei Geesthacht, die Y-Trasse für ICEs und Güterzüge zwischen Bremen, Hamburg und Hannover, der Ausbau des Nord-Ostsee-Kanals und die Ausbaggerung der Elbe bis zur Nordsee.
Hamburg sei "die zweitgrößte Stadt der viertgrößten Volkswirtschaft der Welt", sagte Dreyer, und müsse dieser Verantwortung gerecht werden - die Stadt habe daher aufzuwachen aus dem "selbstgefälligen Schlaf der Schönen" und dürfe nicht "den Verführungen eines sich scheinbar selbst nährenden Wohlstands erliegen".
"Begeisterung und Aufbruchstimmung" seien das Ziel der Kammer, so Dreyer. Sie gehe deshalb mit ihren Visionen nicht, wie Helmut Schmidt einst riet, "zum Arzt, sondern in die Öffentlichkeit".
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