: Hamburger Kinotips
Die „Wirklichkeit“ sieht in Terry Gilliams Brazil von 1984 alles andere als träumerisch aus. Wie im finstersten Nachtmahr läuft das Leben hier ab, und der zerquetschte Rest einer geplätteten Fliege kann hier schon mal tödlich sein. Gilliam besetzte sein Szenarium mit Größen wie Jonathan Price, Robert de Niro und dem Monthy Python-Kollegen Michael Palin. Do, 12. bis Mi, 18. September, 22.30 Uhr, 3001-Kino
Im Knautschlack geht's weiter: Zum neunten Mal rutschen Emma Peel und der immer untadelige Steed in die Untiefen der roaring Sixties ab. Diesmal gibts in The Thirteenth Hole den Tod eines Agenten auf dem Golfplatz. Da müssen Emma und John natürlich gleich Mitglieder werden. In Something Nasty In The Nursery kehren die Kindermädchen dreier Geheimdienstchefs plötzlich zurück und versetzen ihre ehemaligen Schützlinge zwecks unlauterer Informationenbeschaffung in Trance. Fr, 13. September, 22.30 Uhr, Alabama
In den hier weniger trostlos als vielmehr extrem photogenen Weiten Iowas durfte Johnny Depp eine seiner schönsten Rollen spielen: Gilbert Grape, den zu früh mit Verantwortung Beladenen, der sich für seinen kleineren, behinderten Bruder ebenso aufreibt wie für die Mutter, die sich nach dem Selbstmord des Vaters in ihre Leibesfülle zurückgezogen hat. Lasse Hallström hat hier einen so schönen wie ausgewogenen Film geschaffen, der mit Juliette Lewis, Leonardo di Caprio und Mary Steenburgen perfekt besetzt ist. Do, 12. bis Sa, 14. September, 18 Uhr, Elbe Kino
Mit den Wundern der Defa zeigt das Abaton die Höhepunkte eines DDR–Filmschaffens, das dem Korsettstaat durchaus Freiräume abrang. Die Legende von Paul und Paula etwa, Heiner Carows witzige und berührende Verfilmung des gleichnamigen Erfolgsromans von Ulrich Plenzdorf. Da stehen die zwei fast Gleichnamigen in ihrer Liebe gegen den Rest der Welt und keine Ideologie des realexistierenden Sozialismus dämmt dabei ihre Einfälle. Gut gespielt, satirisch und von einem Niveau, wie es damals der Neue Deutsche Film auch gerade versuchte. Sa, 14., So, 15. September, 13.30 Uhr und Di, 17. September, 17.30 Uhr, Abaton
Seine Stimme hat die Menschen im 18. Jahrhundert so hysterisch gemacht wie heute nur die Buben einer Boysband. Farinelli war einer der gefeierten Kastraten der internationalen Opernszene, eine Stimmaschine, dessen Biographie hier in opulenten Bildern nachgezeichnet und doch vereinfacht wird. So, 15. September, 11 Uhr, Zeise
Auch die Straßen von Paris können für ein Roadmovie gut sein: In Turnpike, dem Kurzfilm der Woche im Zeise, zeigen Außenseiter ihre Ambitionen zu der Musik der Antwerpener Band dEUS, die den Streifen auch produziert hat. In einer Rolle: der B-Movie-Gangsterdarsteller Seymour Cassel. Do, 12 bis Mi, 18. September, 23 Uhr, immer vor „Trainspotting“
Für Toshio und Miko, die sich im 2. Weltkrieg Treue geschworen haben, sieht das Leben im Frieden manchmal fast schwerer aus als im Krieg. Kohei Oguris Film Der Stachel des Todes läuft im Rahmen der Reihe neuer japanischer Filme. Do, 12. September, 19 Uhr und Sa, 14. September, 17 Uhr, Metropolis tom
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