: Hamburger Kino-Tips
Da wo andere ihr Gesicht tragen, sitzt bei den Zeichenmännchen von Mariola Brillowska und Charles Kissing nur ein schwarzes Loch. Gesichtslose, die zu ungebremsten Schlächtern explodieren können oder sich von den Zumutungen der Realität zur Nichtigkeit zusammenstauchen lassen. In dem ersten abendfüllenden Spielfilm, der jetzt seine Premiere im Fama begeht, begeben sich Katharina & Witt, zwei Interpolagenten, auf die Suche nach verlorenen Kunst-Werken- und -begriffen. Undercover tauchen sie nach einem medial verwursteten Bilderraub aus den Deichtorhallen in die hiesige Kunstszene zum Schnüffeln und Schneuzen ein. Ein kunstvoll arrangierte Moritat auf verschollene Identitäten und Ideale, die selbst aber Arroganzen und Larmoyanzen nicht scheut. Sa, 31. Mai, 21 Uhr, Fama
Am Freitag werden alle möglichen Bands – von Rap bis Mambo, mal live, mal als Umrahmung oder Vorprogramm – ihre Lieblingsfilme im Alabama präsentieren. Die Leipziger Elektro-Rap-Band Unicycleman macht am Freitag den Anfang mit ihrer Filmmusik zu Protasanows Film Aelita (1924). Die filmische Adaption des gleichnamigen Romans von Leo Tolstoi erzählt die Geschichte von drei Brüdern, die bei einem Besuch auf dem Mars gleich eine kosmische Revolution auslösen und sich, wenigstens teilweise, in die Marskönigin Aelita verlieben. Fr, 30. Mai, 22.30 Uhr, Alabama
„Skandal“, schrien die Kritiker. Und das Publikum verlies naserümpfend und schulterzuckend den Kinosaal. Schostakowitschs Musik für Leonid S.Traubergs und Grigorij Kosinzews Das neue Babylon von 1939 war für die populistisch verklebten Ohren eines Bildspektakel erwartenden Publikums einfach zu kompliziert und anstrengend. Schostakowitschs Komposition mit ihren virtuosen Verzahnungen von trivialen und avantgardistischen Elementen mußte bis zu ihrer ruhmreicheren Entdeckung noch ein bißchen schlummern. Stummfilmmusiker Werner Loll, hat die Komposition für das Werner-Loll-Quintett bearbeitet.
Und diese Tonfassung zur Geschichte aus den kurzen Tagen der Pariser Kommune 1871, von dem blutigen Kampf um die Barrikaden, auf denen der Tand des Kaufhauses „Das neue Babylon“in Flammen aufgeht, ist nun drei Tage im Metropolis zu hören und zu sehen. Do, 29. bis Sa, 31. Mai, jeweils 19 Uhr, Metropolis big
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