: Hamburger Kino-Tips
Welches Ding paßt nicht zum anderen? fragt manche Kindersendung. Sie könnten dem Zeise-Kino als Vorbild für die neue Reihe gedient haben. Unter dem Motto One False Movie werden die Zuschauer aufgerufen, den Film herauszufinden, der aus der Reihe tanzt. Da die Filme manchmal nur ein Handlungselement oder eine Requisite verbindet, ist das Gewinnspiel nur für hartgesottene Cineasten gedacht. Unter allen Einsendungen werden Freikarten verlost, mit dem richtigen Lösungswort lassen sich eine Reise und Jahresfreikarten gewinnen. Im Januar geht es um „Männer in Mission“. Blue Velvet, Bladerunner, Tote tragen keine Karos und Angelheart zeigen Männer, die sich auf der Suche nach sich selbst gehörig verheddern. Was wir davon halten sollen, wissen wir noch nicht so recht. Blue Velvet: Mo, 8. Januar, 22.45 Uhr, Zeise 1
Zum Jahresbeginn zeigt das Abaton-Kino noch einmal die erfolgreichsten Filme des letzten Jahres. Wer etwa beim unvermeidlichen Ranking am Sylvester-Abend Lücken festgestellt hat, kann sie diese Woche mit Clerks – Die Ladenhüter schließen. Das Kammerspiel, ausschließlich in einem Kiosk und mit Laiendarstellern gedreht, zeigt das reichlich ambivalente Verhältnis zwischen Verkäufer und Kunden. Insbesondere ein Kunde, der die Güteklasse von Hühnereiern durch Drehbewegungen ermittelt, sorgt für reichlich Verwirrung. So, 7. bis Mi, 10. Januar, Abaton
Es läßt sich kaum ausmalen, in wie vielen Zimmern das Poster von Harvey Keitel als leidender Bad Lieutenant hängt. Zu dieser kraftvollen Rolle hat ihm Abel Ferrara verholfen. Das B-Movie widmet dem streitbaren Regisseur – den mancher allerdings für total überschätzt hält – eine längst fällige Retrospektive, die neben dem bekannten Cop auch eine frühes Werk einbezieht. Diese Woche startet mit Ms. 45 von 1980 eine Frau, die sich nach einer Waffe benannt hat. Das Opfer mehrfacher Vergewaltigung will Rache an den gewalttätigen Machos nehmen, nimmt sich aber im Lauf des Films einfach jeden Mann auf Korn. Der „brutal inszenierte Rollentausch“ macht bestimmt Schluß mit dem Weihnachtsschmus, wie das Programm verspricht. Sa, 6. und So, 7.Januar, B-Movie, jeweils 20. 30 Uhr
Gewissermaßen als Geleit zu Der Totmacher zeigt das Fama diese Woche zwei weitere Filme über Triebtäter. Mit Tony Curtis und Henry Fonda verfilmte Richard Fleischer in The Boston Strangler den Fall Albert DeSalvos, der in den frühen 60er Jahren 13 Frauen ermordete. Einen deutschen Fall etwa aus der gleichen Zeit nahm Rolf Schübel zum Anlaß, den Dokumentarfilm Nachruf auf eine Bestie zu drehen. Da der Triebtäter Jürgen Bartsch bei seiner ersten Tat erst 15 Jahre alt war und seine Verbrechen besonders grausam gerieten, wurde er seinerzeit als Bestie verteufelt. Beide Filme erheben dabei den Anspruch, über die Darstellung von Triebtätern, den Zustand der Gesellschaft sichtbar zu machen. The Boston Strangler: Do, 4. Januar / Nachruf auf eine Bestie: Sa, 6. und So, 7. Januar, Fama, jeweils 22. 30 Uhr
Zwei US-amerikanische Avantgarde-Klassiker hat das Lichtmeß zusammengefaßt. Während Jack Smith in Flaming Creatures einen neuen Umgang mit Sex einklagt, erfreut sich Ken Jacobs Blonde Cobra der erfrischenden Zusammenhanglosigkeit. Daß bei seinem Sammelsurium eigentlich eine Monster-Komödie enstehen sollte, merkt man dem Endprodukt dann kaum mehr an.Mo, 8. Januar, 21 Uhr
vom
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen