: Hamburger Kino-Tips
Kaum ein Film hat je Natur in so wortgewaltigen Bildern gezeigt und doch auf jedes Wort verzichtet: Koyaanisqatsi von Goodfrey Reggio, mit der Musik von Philip Glass, erzählt von den Mißhandlungen der Welt durch den Menschen, indem er zeigt, was zu sehen ist, und nichts erklärt. So wie es ist, also, durch eine oft wie psychedelische Linse betrachtet. Der Bilderrausch läuft im Rahmen der Reihe Natur – Faszination und Schrecken. Do, 25., Fr, 26. und Sa, 27. April, 17.45 Uhr, Abaton
Wie ein Engel fällt ein liebevoller junger Mann zwischen die nach Gefühlen hungernden Menschen in einer Villa am Rand der Stadt: alle – die Mutter, der Vater, der Nachwuchs, die Zofe – erliegen seinem selbstlosen Charme, seiner Nähe, seiner Aufmerksamkeit, und wollen die Richtung ihres Lebens verändern, als wäre der junge Mann ein Katalysator, ein selbst nicht veränderter Auslöser. Letztlich wird aber nur das Hausmädchen wie in Erleuchtung alles für sich ändern: nur sie ist innerlich frei genug. Teorema – Geometrie der Liebe nannte Pier Paolo Pasolini diesen wunderschönen, geheimnisvollen Film um das Verhaftetsein, um Offenheit und Starrsinn, den er 1968 inszenierte. Mit Terence Stamp, Silvana Mangano und Massimo Girotti ist der Streifen wunderbar besetzt. Ein Höhepunkt: Laura Betti als Dienstmädchen von stummer Eindringlichkeit. Sa, 27. und So, 28. April, 19.30 Uhr, Mo, 29. April, 17 Uhr, Metropolis
Im Rahmen des Gruppen-Monats, bei dem Hamburger Gruppen ihre Themenschwerpunkte zu den politischen und sozialen Gegebenheiten bestimmter Regionen vorstellen, läuft auch Gulili – Frauen in der Wüste, den die Sahara-Gruppe eingebracht hat. „Ein Mädchen darf niemals von einem Mann abhängig sein, um essen zu können“, sagt Aziza, eine der Sahraui-Nomadinnen, die 1978 aus dem von Marokko besetzten Teil der Sahara vertrieben wurden und seitdem in der algerischen Sahara im Exil lebe. In Interviews und Szenen aus dem Alltag in den Lagern im heißesten und unwirtlichsten Teil der Wüste, zeigt diese deutsch-französische Koproduktion von 1995 das Leben der Sahraui-Frauen, die den Alltag im Lager bestimmen. Sa, 27. und So, 28. April, 20.30 Uhr, B-Movie
Antonio Skarmeta, lange im deutschen Exil lebender chilenischer Schriftsteller, hat dieses Thema lange beschäftigt. Es ist aber auch zu schön: Der große Pablo Neruda weilt auf einer Insel im Süden Italiens. Die Berge an Post, die er erhält, machen einen Briefträger für ihn notwendig. Mario (Massimo Troisi) wird Der Postmann des Dichters, und der Dichter wird der poetische Anstifter des Postmanns. Ein schöner Film der einfachen Beglückungen, mit Philippe Noiret.
Mo, 29. April bis Mi, 1. Mai, 20.30 Uhr, Elbe-Kino
David gegen Goliath: Ein kleiner Farmer kämpft – erst eher zufällig – gegen das große Kapital, weil er sich dem Bau einer Feriensiedlung verweigert, die das Tal zerstören würde, in dem er lebt. Wie im Märchen ist in Robert RedfordsMilagro – Der Krieg im Bohnenfeld nicht nur die Stimmung: Auch echte Engel tauchen hier auf. Do, 25. und Fr, 26. April, 18 Uhr, 3001-Kino
So also sah Sex aus: Teenage Sex heißt das Programm, eine absurd-erheiternde Auswahl aus sechs offiziellen Schul-Aufklärungsfilmen der 70er Jahre, wie sie damals den Jugendlichen in den USA zugemutet wurden, um die Geheimnisse von Bienen und Blüten an Mann und Frau zu bringen. Heute nur noch unfreiwillig komisch und entlarvend – und ein großer Spaß zum Selbermachen und Nachspielen! Do, 25. April bis Mi, 1. Mai, 22.30 Uhr, Alabama
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen