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Hamburger Kino-Tips

Die Jean-Seberg-Reihe wird diese Woche mit Filmen der Schauspielerin mit der blonden Streichholzfrisur fortgeführt. Den Anfang macht Bonjour Tristesse, der zweite Versuch von Otto „The Führer“ Preminger, die Land-Pomeranze aus Marshaltown, die er für sieben Jahre exklusiv an sich gebunden hatte, als Star aufzubauen. Françoise Sagans Erfolgsroman aus den 50er Jahren, in dem die Intrigen eines jungen Mädchens die Heirat ihres vergötterten Vaters mit seiner Geliebten verhindern, bildete den Stoff für das Melodram von 1957. Auch David Niven und Deborah Kerr konnten nicht verhindern, daß Bonjour Tristesse wie schon Saint Joan floppte, woraufhin Preminger sein Starlet „wie eine heiße Kartoffel fallen ließ“ (Seberg). Immerhin lernte die Seberg während dem Dreh ihren zukünftigen Ehemann, den Schriftsteller Romain Gary, kennen. Ihre französische Phase begann nun mit zieimlich unterschiedlichen Rollen in Außer Atem und Liebhaber für fünf Tage, einer schwerelosen Komödie von Philippe de Broca. siehe Fama und Metropolis

 Die Reihe Natur-Faszination und Schrecken, die sich mit der Naturvorstellung im Kino beschäftigt, wird diese Woche mit King-Kong aus dem Jahr 1933 fortgesetzt. Dieser Klassiker unter den King-Kong-Filmen von Shoedsack/Cooper fand insbesondere bei der Tricktechnik, den einigen Radierungen Gustave Dorés nachempfundenen Licht-Schatten-Spielen und beim Soundtrack Maßstäbe für den Gruselfilm. Die gepeinigte und gefangene Natur schlägt in der Figur des Riesenaffen zurück, die Großstädterin in die labyrinthische Großstadt entführend.

siehe Abaton

Direkt in die Pütt geht es mit Die Abfahrer von Alfred Winkelmann. Der triste Alltag von drei Jugendlichen im Ruhrpott, die einen Möbelwagen abzocken und auf Tour durch NRW gehen, wird in dem sympathischen kleinen Film von 1978 verfolgt. Die Musik stammt übrigens von Die Schmetterlinge. Sa, 11. und So. 12. Mai, jeweils 20.30 Uhr, B-Movie

Doktor Dietrich Kuhlbrodt leistet die Einführung zu Jud Süß, jenem Film von Veit Harlan, der die Forschung noch immer beschäftigt. Während das RoRoRo-Filmlexikon den Film von 1940 kurzerhand aus der Filmographie von Harlan herausstrich, beschäftigte sich CineGraph ausführlich mit diesem Kapitel der deutschen Filmgeschichte. „Über die Wirkung und Tendenz dieses Film gibt es keine Zweifel“, schrieb hier Norbert Grob. „Über die ästhetischen Raffinessen, mit der Harlan die anti-jüdischen Gefühle noch verstärkte, wohl auch nicht. Interessant nur, daß er weniger dem Melodramatischen vertraut, als den Konflikten zwischen Ständen und Klassen.“ An dieser Vorgabe gilt es sich erstmal abzuarbeiten. So, 12. Mai, 19 Uhr, Metropolis

Die Szene-Hamburg-Filmnacht ist dieses Mal dem Delicatessen-Szenenbildner Toni Lüdi gewidmet. Der Leiter des Studiengangs Szenenbild in Rosenheim, der ebenso unter Wenders wie unter Geißendörfer arbeitete, führt selbst in sein illusionäres Schaffen ein. heute, 22.30 Uhr, Alabama vom

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