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Hallers Professur „höchst ungewiß“

■ Fachbereichsrat hat noch nicht beraten / Verärgerung über Pressemeldung

Der Fachbereichsrat Wirtschaftswissenschaften an der Bremer Universität hat über die Idee, den Staatsrat des Wirtschaftsressorts, Dr. Frank Haller, zum Honorar-Professor zu berufen, noch in keiner Weise diskutiert. „Mit Befremden“ habe man bei der letzten Sitzung zur Kenntnis genommen, meinte Prof. Holger Heide auf Nachfrage der taz, daß die Personalie im Weser-Kurier schon fünf Tage vor der Fachbereichssitzung unter der Überschrift „Frank Haller wird Professor“ gemeldet wurde. Im Text des Presseberichts wurde dann zwar erwähnt, daß noch nichts entschieden sei, der Autor gab sich aber zuversichtlich: “Wenn alles glatt geht — und daran ist nicht zu zweifeln...“

Der WK berief sich in seiner Meldung auf Äußerungen von Prof. Rudolf Hickel, der allerdings nicht stimmberechtigt im Fachbereich ist. Fachbereichssprecher Prof. Gerhard Leithäuser ist in den USA und kam nur für zwei Tage zu der Sitzung nach Bremen. Der Fachbereichssekretär Bold ist an die Uni Rostock ausgeliehen, der Fachbereich also kaum handlungsfähig. Die Tagesordnung hat eine Sekretariatskraft gemacht, die auf die Frage, warum sie das Thema „Haller“ auf die Tagesordnung gesetzt hat, nur meinte: „Fragen Sie Herrn Hickel.“

Auf den Kollegen Hickel sind einige der Hochschullehrer sauer und fragen sich, warum er in seiner Äußerung betonen mußte: „Der Berufungsvorschlag wurde uns nicht von außen aufgedrückt...“ Gleichzeitig erklärte der Mitautor verschiedener Alternativ-Gutachten, er schließe nicht aus, daß die Honorarprofessur nur ein „Einstieg in eine ordentliche Professur“ sein könnte.

Hickel hatte gleichzeitig zu erkennen gegeben, daß es sich hochschulintern um einen ungewöhnlichen Eilvorgang handelte: Auf eine schriftliche Umfrage hin habe es „keine Bedenken“ gegeben. „Mich hat nie jemand gefragt“, sagt der stellvertretende Fachbereichssprecher Prof. Lamper dazu. Ein Zettel sei wohl herumgegangen, auf dem nach „grundsätzlichen Bedenken“ gefragt wurde. Nach Zustimmung wurde gar nicht erst gefragt — eine der Sache nicht angemessene Verfahrensweise. Auf diese „Umfrage“ hat in der Tat niemand reagiert.

Prof. K. Grenzdörfer, auch Mitglied im Fachbereichsrat, sieht nun erst recht keinen Anlaß zur Eile in der Sache. Erst müsse der Fachbereich die Frage, „ob überhaupt“ eine Honorarprofessur Hallers „den Studiengang bereichern“ könnte, debattieren. Und es sei „höchst ungewiß“, ob diese Beratung schon auf der nächsten Sitzung stattfinde. „Es geht das Gerücht, daß es sich bei dem Fachbereichsrat um ein demokratisches Gremium handelt“, formulierte Holger Heide die höfliche Zurückhaltung.

Der Sprecher des Fachbereichsrates, Leithäuser, hatte die Vertagung öffentlich damit begründet, daß die Universität eine neue Honorarprofessur- Ordnung hat. Diese neue Ordnung, seit März gültig, gibt den Fachbereichsräten die volle Verantwortung für die Berufung von Honorarprofessoren.

Die Frage, ob das Engagement des Staatsrates nur nebenamtlicher Natur sein und bleiben soll, spielt bei den Bedenken am Fachbereich auch eine Rolle. Denn einerseits ist der Ausgang der Wahlen im Herbst ungewiß und das Wirtschaftsressort bei Koalitionspartnern ein Prestige-Posten, andereseits hatte Haller Anfang der 70er Jahre einmal wissenschaftliche Ambitionen gehabt und sich an der Uni vergeblich um eine normale Professorenstelle beworben. In der Berufungskommission war damals auch Rudolf Hickel — allerdings favorisierte er einen anderen. K.W.

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