piwik no script img

■ Das PortraitHakob Hakobjan

Foto-Nr.: 15

Foto: Hagob

Hovannesjahn

„Ich bin mir noch immer nicht im klaren, ob Armenien ein Kulturministerium braucht.“ Hakob Hakobjan hat seit 13 Monaten des Amt des Kulturministers Armeniens inne. Jahrhundertelang verfügten die ArmenierInnen über keinen eigenen Staat. Daher ist die Entwicklung ihrer Kultur, so Hakobjan, auch nicht mit der Entwicklung eines Verhältnisses zwischen Staat und Kultur einhergegangen. Seine Unsicherheit bezüglich der prinzipiellen Notwendigkeit eines Kulturministeriums gilt jedoch nicht für die momentane Situation. „Ich bin der Meinung, daß es in der Kultur noch katastrophaler zuginge, wenn das Ministerium nicht bestünde“, meint er und bezieht sich auf die soziale und ökonomische Krise, die viele Künstler aus dem Land treibt.

Hakob Hakobjan kommt selber aus dem Bereich der Kultur. 1952 geboren, hat er in Jerewan Philologie studiert und lange Zeit in der Redaktion der literarischen Zeitung Garun (Frühling) gearbeitet. Vier Gedichtbände hat er bisher unter seinem Pseudonym Hakob Moyses veröffentlicht, unter dem er in Armenien bekannter ist als unter seinem richtigen Namen.

Der deutschen Kultur verdankt er viele Anregungen, sagt Hakob Hakobjan, der unter anderem die Buddenbrooks, einen Gedichtband von Rilke und Werke von Nietzsche und Hölderlin ins Armenische übersetzte. Wenn Deutsch eine tote Sprache wäre, beherrschte er sie perfekt. Denn lesen und verstehen kann er sie problemlos. Beim Sprechen hapert es allerdings – ein in Armenien verbreitetes Phänomen.

Im politischen Chaos des Landes versucht Hakobjan, neutral zu bleiben und mit allen Parteien zusammenzuarbeiten. Sein Ziel ist es, die Kultur zu stabilisieren, ohne sie staatlicher Lenkung zu unterwerfen. Hierfür sollen sich die verschiedenen vorhandenen Verbände zusammentun. Eine der 14 Organisationen, die schon gegründet oder noch in ihrer Gründung begriffen sind, ist der Zusammenschluß aller Initiativen und staatlichen Institute Jerewans, die die deutsche Sprache und Kultur verbreiten. Mit großer Energie hat es Hakobjan geschafft, daß die Gründungsarbeit trotz des schweren Winters kurz vor ihrem Abschluß steht. Vielleicht kann ihm das Unmögliche und Wichtigste doch gelingen: dem kulturellen Leben in Armenien eine Zukunft zu schaffen und zu erhalten. Julia Jacoby

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen