: Hahn im Friedenssaal
■ Eine wichtige Etappe auf Münsters Weg zur Kongreßstadt
Daß das siebte Treffen zwischen Genscher und Schewardnadse ausgerechnet in der westfälischen Metropole stattfand, hat Münster wohl Bundesbildungsminister Möllemann zu verdanken, der dort zu Hause ist und mithelfen wollte, aus dem schwarzen Bischofssitz eine Kongreßstadt zu machen.
Oberbürgermeister Jörg Twenhöven stellte sich mutig der Herausforderung - seine Führung durch den Friedenssaal des Rathauses, in dem vor 342 Jahren der 30jährige Krieg mit dem Westfälischen Frieden sein Ende fand, war eine Wonne für Aug und Ohr. Höhepunkt seine Feststellung: „Die Sowjetunion war beim Westfälischen Frieden selber nicht vertreten.“ Genscher verkniff sich einen Lachanfall, Schewardnadse nahms gefaßt zur Kenntnis.
Mehr Schwierigkeiten hatte der sowjetische Außenminister mit dem kopflosen goldenen Hahn, den ihm Twenhöven zum Willkommenstrunk reichte. Etwas ratlos betrachtete er ihn von allen Seiten, zögerte und nahm dann doch einen kräftigen Schluck, bevor er das Tierchen an Genscher weiterreichte. Der nippte nur, worauf Schewardnadse durch seinen Dolmetscher verkünden ließ, er habe aber mehr getrunken als Genscher. So ging eine historische Stunde ins Land...
Ellen Petry
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