: Haftrichter befangen?
■ Tamar S. bleibt in Haft / GAL-Fraktion fordert Klarheit über Therapiemethoden
Die mutmaßliche Fluchthelferin und Ex-Therapeutin des Frauenmörders Thomas Holst bleibt bis auf weiteres in Untersuchungshaft. Das Amtsgericht setzte den für gestern vorgesehenen Haftprüfungstermin für Tamar S. ab. Die Verteidigung der 39jährigen habe ihren hierzu gestellten Antrag zurückgezogen, begründete das Gericht gestern die Entscheidung. Wann nun über ihren Verbleib im Untersuchungsgefängnis entschieden wird, „ist noch unklar“, sagte Gerichts-Sprecherin Monika Rolf-Schoderer.
Die Verteidigung von Tamar S. hatte zuvor den prüfenden Haftrichter für befangen erklärt und abgelehnt. Dem Richter wirft sie vor, bereits im Vorfeld gegenüber einer israelischen Journalistin signalisiert zu haben, daß Tamar S. wohl weiter in U-Haft bleibe. Die Journalistin hatte um ein Interview mit der mutmaßlichen Fluchthelferin gebeten. „Über das Ablehnungsgesuch gegen den Haftrichter ist noch nicht entschieden“, so Rolf-Schoderer. Holsts Ex-Therapeutin war am 30. Dezember 1995 wegen Gefangenenbefreiung und Fluchtgefahr verhaftet worden. Einen Tag später stellte sich daraufhin der am 28. September aus dem Allgemeinen Krankenhaus Ochsenzoll (AKO) geflüchtete Frauenmörder Holst freiwillig der Polizei.
Die Hamburger GAL-Fraktion fordert nun die Bürgerschaft auf, einen Bericht über den Maßregelvollzug im AKO zu geben. Holst hatte die dortigen Therapiemethoden und Mitarbeiterkompetenz scharf kritisiert. Die GAL verlangt eine Darstellung der Psychotherapieverfahren, Patientenversorgung, Stellenbesetzung und Organisation der Sicherheitsmaßnahmen. hh
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen