: Hände hoch für die Einheit!
■ Schaufensterdebatten in beiden Parlamenten vor der Zustimmung zum Einigungsvertrag Wahlkampfatmosphäre in Bonn
Berlin/Bonn (taz) — Historische Stunden feiert man, wie sie fallen, und wie's gefällt: Im Bonner Bundestag bogen sich während der Debatte zum Einigungsvertrag die Abgeordneten der Regierungsparteien vor Lachen, als Lafontaine redete, die Sozis rächten sich an Schäuble. In der Volkskammer, vom asbestverseuchten Palast der Republik in das nach Meinung von Insidern fünffach so hoch asbestverseuchte ehemalige ZK-Gebäude ausgewichen, störten die Stasi-Besetzer mit bitteren Mahnungen die Harmonie. Die Zustimmung zum Vertrag konnten sie nur verzögern: 299 Abgeordnete votierten am Nachmittag „ja“, achtzig „nein“, einer enthielt sich. Eine Zwei-Drittel-Mehrheit ist dem Vertrag auch im Bundestag sicher.
Ein tragfähiges Gerüst soll der Vertrag sein (so Bergmann-Pohl in der Volkskammer), nach dem die künftigen DDR-Länder „selbst Hand anlegen“ könnten an die Zukunft, wie der Bonner Unterhändler Schäuble riet. DDR-Kollege Krause gab zu, daß die Regelung bei den Stasi-Akten nur die „zweitbeste Lösung“ sei. Im Bundestag versicherte derweil Außenminister Genscher der Welt, von deutschem Boden werde in Zukunft nur noch Frieden ausgehen. SEITE 4
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