: Häftlinge fordern Spritzenfreigabe
■ „Staat nimmt Aids-Infektionen und Tote im Gefängnis in Kauf“
Die Häftlinge in den Bremer Justizvollzugsanstalten (JVA) haben die Freigabe von sterilen Einwegspritzen für inhaftierte Drogenkonsumenten gefordert. In einem am Sonnabend veröffentlichten Brief an Justizsenator Henning Scherf (SPD) heißt es, in den Haftanstalten werde Heroin oftmals mit einer gemeinsam benutzten Spritze oder über eine Kugelschreibermine injiziert. Dies erhöhe das Risiko, sich mit Aids zu infizieren, enorm. Die überwiegende Mehrheit der Inhaftierten in den Bremer Gefängnissen sei drogenabhängig, heißt es in dem Schreiben.
In den letzten Jahren haben sich nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft deutscher Aids-Hilfen „mehrere hundert Häftlinge in deutschen Gefängnissen durch needle-sharing mit Aids infiziert.“ Die restriktive Politik sei gescheitert, meinen die Verfasser und Unterzeichner des Briefes an Senator Scherf: „Das drogenfreie Gefängnis ist, war und wird ebenso wie die drogenfreie Gesellschaft eine Fiktion bleiben.“
Wider besseres Wissen werde die Vergabe steriler Einwegspritzen untersagt, heißt es. Die zuständigen Stellen nähmen damit billigend in Kauf, daß sich die in der Obhut des Staates befindlichen Drogenabhängigen mit dem HIV-Virus infizieren und letztlich an Aids sterben. dpa/taz
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