Hacker: iPhone in Deutschland benutzbar

Mit Hilfe einer Software lässt sich mit dem iPhone schon vor Verkaufsstart in deutschen Netzen telefonieren. Apple lässt die Hacker gewähren - noch.

Von Einschränkungen befreit: das iPhone Bild: dpa

BERLIN taz Seit Apple Ende Juni in den USA den Handy-Hype namens iPhone lostrat, bastelt eine Gruppe internationaler Hacker intensiv daran, das Gerät von allen Einschränkungen zu befreien und es so zur universalen Plattform zu machen. Am Mittwoch konnte die "iPhone Dev Team"-Mannschaft, die sich über das Internet in Chatrooms und Wikis organisiert, nun endlich Vollzug melden: Auch die letzte technische Hürde, der so genannte Sim-Lock, war überwunden.

Mit dieser Funktion sorgte Apple bislang dafür, dass man mit dem iPhone nur im Netz des Mobilfunkpartners AT&T telefonieren konnte - jeglichen anderen Vertragskarten (SIMs) anderer Provider verweigerte sich das Gerät. Dabei funkt es mit dem auch in Europa verbreiteten GSM-Standard, könnte also problemlos hier zu Lande eingesetzt werden, würden die passenden Karten akzeptiert.

Dank dem Sim-Lock-Hack, der allein in Form einer trickreichen Software implementiert wurde, lässt sich ein in den USA erworbenes Apple-Handy nun endlich auch mit einer Karte von E-Plus, Vodafone, T-Mobile oder jedem anderen hiesigen Provider betreiben. Die volle Funktionalität ist gegeben - allein die recht clevere Sprachmailbox-Funktion namens "Visual Voicemail", mit der man als AT&T-Kunde grafisch seine Nachrichten auf dem Handy selektieren kann, funktioniert hier zu Lande nicht - aber das auch nur, weil sie AT&T für Apple extra in sein Netz eingebaut hatte. Ansonsten verhält sich auch ein gehacktes iPhone so, wie es soll.

Das alles geschah, bevor es Apple gelang, seine Vertragsverhandlungen mit europäischen Mobilfunkbetreibern abzuschließen. Noch ist unklar, wo und wann das iPhone bei uns angeboten wird - allein der Zeitraum zweite Jahreshälfte 2007 steht zur Debatte. Schlaumeier können sich also problemlos iPhones aus den USA importieren, um sie hier zu nutzen. Und das - dem günstigen Dollarkurs sei Dank - vermutlich billiger als zum kommenden Apple-Tarif.

Zuvor hatten die Hacker vom "iPhone Dev Team" bereits gezeigt, wie sich das iPhone mit eigener Software programmieren lässt, ohne dass der Hersteller jemals eine dafür eigentlich notwendige Schnittstelle freigegeben hätte. Innerhalb weniger Tage sprossen die tollsten Anwendungen hervor: Von der (noch recht ruckeligen) Videokonferenz-Software über selbstgestrickte Klingeltöne (die Apple erst in diesem Monat freigab) bis hin zu Emulatoren, mit denen aus einem iPhone beispielsweise eine alte NES-Spielekonsole wird, auf der "Super Mario" läuft.

Eine durchaus beeindruckende Arbeit. Zuvor kannte niemand die Prozessorarchitektur, auf der das Handy läuft, Bedienelemente und Touchscreen-Steuerung wurden durch Erknobeln und Ausprobieren ermittelt - nicht selten live im Chatroom. Schließlich bauten clevere Hacker eine so genannte "Tool Chain" zusammen, mit der sich Fremdprogramme erstmals für das iPhone-Betriebssystem anpassen und ganz neue Anwendungen erstellen ließen.

Das Projekt "iPhone Dev Team" ist auch eine Trotzreaktion. Apple hatte sich entschlossen, das technisch für viele Geeks hochinteressante iPhone zunächst als so genannte "closed platform" zu betreiben. Das heißt: Nur Apple darf an das Betriebssystem heran, erstellt Anwendungen oder beauftragt diese. Fremde Programme sind zunächst verboten. Dabei gilt insbesondere die Macintosh-Software-Szene als besonders kreativ. Und das im iPhone steckende "OS X"-System ist eine abgespeckte Version des Betriebssystems für Mac-Rechner, es standen also genügend potenzielle Programmierer bereit.

Doch Apple hatte offensichtlich Angst, dass es zu Sicherheitsproblemen kommen könnte, wenn die Plattform geöffnet ist. Die Hacker brauchten allerdings nur wenige Tage, bis ein eigenes iPhone-Programm erstmals "Hello World" auf den Bildschirm schrieb - und das ohne jegliche Dokumentation.

Noch ist unklar, wie Apple weiter mit den Hackern umgehen wird. Ein Firmenmanager sagte in einem Interview, man unterstütze solche Programme von Dritten nicht, verbiete sie aber auch nicht willentlich. Allerdings könne es sein, dass iPhone-Software-Updates die Funktionalität dieser nicht unterstützten Programme wieder verhinderten: "Das ist gut möglich."

Der Umgang mit dem neuen Sim-Lock-Hack ist ein anderes Thema. Hier geht es auch um Apples Verdienstmöglichkeiten, da man vom jeweiligen Netzbetreiber Brancheninsidern zufolge einen Anteil am Gesprächsumsatz erhält - und das klappt eigentlich nur, wenn das Handy nur in einem Netz funkt. Geantwortet hat Apple auf den Hack aber noch nicht.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.