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Haarsträubende Behauptung

betr.: „Peinlich“ (Schimon Peres verliert die Wahl um das Präsidentenamt), taz vom 1. 8. 00

Muss es denn sein, dass sich die langweiligen Nachbeter US-israelischer Positionen auch noch in der taz breit machen?

Arafat als Sündenbock für die innerisraelischen Konflikte und Probleme ist doch ein so überkommenes, wohlfeiles und plattes Erklärungsmuster, dass die intelligente Presse peinlich darum bemüht ist, ein differenzierteres Bild zu zeichnen und mitunter spannende Analysen der komplizierten Kräfte- und Interessenverhältnisse im Nahen Osten zu liefern.

Peinlich für die taz, dass in ihr erklärt wird, wenn nur Arafat endlich seine Verantwortung erkenne, könne Frieden zwischen Israel und den Palästinensern möglich sein. Genau. Und die Erde ist eine Scheibe. IRENE KHATEEB, Frankfurt/Main

[...] Susanne Knaul schreibt, dass Peres wohl gewählt worden wäre, wenn Barak sich in Camp David weniger kompromissbereit gezeigt hätte. Dazu Folgendes: Die Behauptung an sich ist schon – um es vorsichtig zu formulieren – sehr gewagt. Vielmehr scheint es warscheinlicher zu sein, dass die Herkunft Katsavs ein ganzes Stück zu der Entscheidung beigetragen hat. Schließlich stammt er aus dem Iran und ist somit ein Jude orientalischer Herkunft – ein Sepharde.

Peres dagegen stammt aus der elitären Schicht europäischstämmiger Juden, die die Macht weitestgehend unter sich aufzuteilen pflegen und die deshalb bei den, oft sozial schwächeren, Sephardim als arrogant gelten. Da Katsav die ausschlaggebenden Stimmen wahrscheinlich von der Schas-Partei erhalten hat, die sich als Interessenvertreter eben jener Sephardim vesteht, liegt es nahe, dass seine Herkunft zumindest ein gewichtiger Entscheidungsgrund war.

Zweitens frage ich Frau Knaul, in welchen Punkten Barak – sofern er denn ernsthaft einen Frieden erreichen will – noch weniger Kompromissbereitschaft hätte zeigen sollen. Wer ein wirkliches Interesse an einem Nahost-Frieden hat, wird da keinen Punkt finden.

Noch haarsträubender ist aber Knauls abschließende Behauptung, Arafat müsse seine Verantwortung erkennen, um den Frieden möglich zu machen. Wer die Situation objektiv betrachtet, kann jedoch nur zu der Ansicht gelangen, dass der Ball momentan in der Hälfte Baraks liegt. Was Arafat fordert, sind legitime palästinensische Bedürfnisse, die ihnen völkerrechtlich verbrieft wurden und die somit für das UN-Mitglied Israel bindend wären. Dass die taz, die sich während der Nato-Angriffe auf Jugoslawien immer wieder auf das Völkerrecht berufen hat, dieses in dem besagten Kommentar anscheinend nicht mehr anerkennt, erschreckt mich.

Das Einzige, was Arafat zu diesem Friedensprozess beisteuern kann, sind Sicherheitsgarantien für Israel. Und die sind bereits gegeben und auch schon umgesetzt. Jetzt ist es an Barak und der israelischen Gesellschaft, ihren Teil zum Prinzip „Land gegen Frieden“ beizusteuern und geltendes internationales Recht umzusetzen. SVEN PRANGE, Sprockhövel

Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die erscheinenden LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.

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