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HSV schlägt TuS Nettelstedt-LübbeckeSieg unter Schmerzen

Von diesem Saisonauftakt sprechen, heißt von Verletzten sprechen: In der eigenen Halle schlägt der deutsche Meister HSV den TuS Nettelstedt-Lübbecke 28:22. Ein paar Tore zu viel, finden die Gäste

Zehn Tore erzielt: Hamburgs Hans Lindberg. Bild: dpa

HAMBURG taz | Der Neue kuschelt gern: Wenn Per Carlén, 50, der neue Trainer des amtierenden deutschen Handballmeisters HSV Hamburg, seinen Spielern etwas erklärt, dann läuft das über Worte - und über seine Hand. Der Mund redet, die Hand liegt auf dem Oberschenkel von Bertrand Gille, auf der Schulter von Pascal Hens, auf dem Kopf von Marcin Lijewski. Carlén drückt jeden Spieler vor dem warm machen, und vor Spielbeginn noch mal.

Entscheidend war das nun bei Marcin Lijewski: Der spielte am Samstagabend mit zusammengebissenen Zähnen, weil er eine Kapselzerrung im Sprunggelenk des rechten Fußes und 14 Tage nicht trainiert hatte. Nach jedem Angriff saß er auf der Bank, streckte den lädierten Fuß aus und versuchte sein Gesicht nicht zu sehr zu verziehen. Viel Spaß hatte er nicht vor 8.610 Zuschauern in der Halle im Hamburger Volkspark - aber ohne Lijewski hätte der HSV sein erstes Spiel der neuen Saison gegen den TuS Nettelstedt-Lübbecke nicht 28:22 (12:14) gewonnen. "Wenn Marcin spielt, bekomme ich Bälle, mit ihm haben wir einen besseren Rhythmus", sagte Hans Lindberg, mit zehn Toren erfolgreichster Schütze. "Er ist enorm wichtig."

Torwart Dan Beutler, Schwede wie Carlén und mit ihm von der SG Flensburg-Handewitt gekommen, wehrte in der zweiten Halbzeit ein paar Schüsse ab, auch weil die Abwehr besser stand als in der ersten. HSV-Kreisläufer Igor Vori wurde ein paar Mal von Pascal Hens angespielt, machte vier Tore, obwohl die halbe TuS-Deckung an seinem Trikot hing.

Rückraumspieler Oscar Carlén, der dritte neue HSV-Schwede, Sohn des Trainers, auch er aus Flensburg, braucht noch "vier bis fünf Wochen", um einen Kreuzbandriss auszukurieren. Auf die Frage, wie es sei, vom eigenen Vater trainiert zu werden, antwortet Oscar Carlén: "Manchmal ein Geschenk, manchmal eine Strafe." Auch Michael Kraus fehlte beim HSV, Innenbandriss.

Torsten Jansen hat eine Entzündung im Ellenbogen und sieht aus wie ein Handball-Terminator: Bandage an der linken Wade, Bandage am linken Ellenbogen, Bandagen an beiden Handgelenken, den kleinen Finger der linken Hand komplett getaped. Andere gehen mit sowas ins Krankenhaus, Jansen machte zwei Tore.

6.150 Dauerkarten hat der HSV verkauft, Meistertrainer Martin Schwalb ist jetzt Präsident und Geschäftsführer. Der alte Präsident, Medizinunternehmer Andreas Rudolph, hat sich offiziell zurückgezogen. Aber er ist immer noch Mehrheitseigner der Mannschaft und - weil er das Millionendefizit trägt - der Boss. Dem THW Kiel wird ein Etat von 9,5 Millionen Euro nachgesagt, bei den Hamburgern wird es kaum weniger sein. "Einen Titel gewinnen", sagt Trainer Carlén, das werde erwartet, auch von ihm selbst. Champions League, Meisterschaft, so was in der Richtung.

TuS-Trainer Markus Baur fand, der Sieg des HSV sei "ein paar Tore zu hoch ausgefallen", und stapfte böse hinter den Schiedsrichtern her, die erst den HSV, dann den TuS benachteiligt hatten. HSV-Trainer Carlén seinerseits hatte "40 Minuten Kampf" gesehen. Spiele zu gewinnen, bei denen nicht alles rund läuft, sagte er, "das ist gut für uns".

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