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HSV schlägt IstanbulGuerrero dreht ein 0:2

Die Hamburger lagen schon fast aussichtslos zurück, als der bis dahin eher schwache Paolo Guerrero sich innerhalb von drei Minuten zwei Mal durchsetzte. Am Ende siegte der HSV verdient.

Erst schwach, dann überragend: Matchwinner Guerrero. Bild: dpa

ISTANBUL dpa Nach einem Doppelschlag von Paolo Guerrero in der "Hölle am Bosporus" geht für den Hamburger SV die Reise über Europas Fußball-Felder weiter. Eine Woche nach dem 1:1 vor heimischem Publikum gewannen die Hanseaten am Mittwoch mit 3:2 (0:1) bei Galatasaray Istanbul und zogen erstmals seit 19 Jahren wieder ins Viertelfinale des UEFA-Pokals ein.

Harry Kewell und Milan Baros schienen vor 23.000 Galatasaray-Fans und bloß 600 Fans aus Hamburg bereits kurz nach Wiederanpfiff den K.o. für den ersatzgeschwächten HSV besiegelt zu haben. Galatasaray war durch den herrlich herausgespielten Treffer von Baros kurz nach Beginn der zweiten Hälfte mit 2:0 in Führung gegangen.

Doch der HSV bewies große Moral: Der Peruaner Guerrero drehte innerhalb von nur 3 Minuten das Spiel. Erst traf der Petric-Vertreter mit einem nicht unhaltbar wirkenden Schuss aus 18 Metern in der 57. Minute. Kurz darauf setzte er sich energisch im Strafraum durch und traf aus spitzem Winkel unter die Latte. Damit lag praktisch der HSV bereits vorn, denn nach dem 1:1 im Hinspiel hätte das 2:2 zum Weiterkommen gereicht.

Die Istanbuler Spieler mussten aufmachen und so konnte Ivica Olic mit einem Konter in der 90. Minute alles klarmachen.

Galatasaray Istanbul - Hamburger SV

Ergebnis: 2:3 (1:0)

Galatasaray Istanbul: de Sanctis - Sabri (85. Nonda), Kewell, Hakan Balta, Volkan Yaman - Baris Özbek, Ayhan, Serkan (77. Hasan Sas), Arda Turan - Lincoln (66. Ümit Karan) - Baros

Hamburger SV: Rost - Benjamin (81. Gravgaard), Boateng, Mathijsen, Aogo - Jarolim, Alex Silva - Pitroipa, Jansen - Guerrero, Olic (90.+2 Rincón)

Schiedsrichter: Proença (Portugal)

Tore: 1:0 Kewell (42./Foulelfmeter), 2:0 Baros (48.), 2:1 Guerrero (57.), 2:2 Guerrero (60.), 2:3 Olic (90.)

Gelbe Karten: Ayhan / Rost, Pitroipa, Boateng

Beste Spieler: Arda Turan, Baros / Mathijsen, Guerrero

"Heute ist ein besonderer Tag für uns", sagte Matchwinner Guerrero. "Wir haben die drei Treffer verdient und sind glücklich." Trainer Martin Jol fiel ein Stein vom Herzen. "Das 2:0 kurz nach der Pause war eine große Enttäuschung. Man braucht auch ein Quäntchen Glück."

Ein Plakat türkischer Fans mit der Aufschrift "Kein Ausgang aus der Hölle!!!" in deutscher Sprache empfing die Hamburger beim Betreten des Stadions.

Doch bereits in der Anfangsphase konnte der HSV offensive Akzente setzen. Nach Dennis Aogos Flanke bot sich Olic (10.) die erste Torchance des Spiels, doch Istanbuls italienischer Schlussmann Morgan de Sanctis lenkte den Kopfball des Kroaten über die Latte.

Doch nach fünfzehn selbstbewussten Anfangsminuten tat der HSV in einer zerfahrenen Spielphase zu wenig für die Offensive. Vor allem die verletzten Mladen Petric und Piotr Trochowski wurden in diesen Minuten schmerzlich vermisst.

Auch vom türkischen Meister war zunächst wenig zu sehen. Der Ex-Schalker Lincoln blieb als Regisseur wie im Hinspiel blass. Bei seiner Auswechslung in der 66. Minute marschierte er mit einer abfälligen Handbewegung gegenüber Trainer Bülent Korkmaz verärgert direkt in die Kabine. Dagegen war Baros, der wegen einer Sperre im Hinspiel gefehlt hatte, von den Hamburgern kaum zu bremsen.

Kurz vor der Pause erwies Jerome Boateng den Gästen mit einem Doppel-Fehler einen großen Dienst. Erst vertändelte der Abwehrspieler im Mittelfeld den Ball, dann brachte er Baros im Strafraum zu Fall. Der vom Angreifer zum Innenverteidiger umgeschulte Australier Kewell verwandelte den Strafstoß drei Minuten vor der Halbzeit eiskalt zur Führung für Galatasaray.

Drei Minuten nach Wiederbeginn war dann die Viertelfinal-Chance fast auf den Nullpunkt gesunken: Arda Turan spielte Baros mit einem mustergültigen Pass frei, der Tscheche schüttelte seinen Bewacher Joris Mathijsen ab und lupfte den Ball über Frank Rost zum 2:0 ins Netz.

Nach dem Guerrero nach einer Stunde den Ausgleich erzielt hatte, mussten die Istanbuler mehr Druck machen, kamen aber nur selten richtig gefährlich vors Tor. Derweil trugen die Hamburger immer wieder aussichtsreiche Konter vors - und vergaben mehrere hochklassige Chancen. Kurz vor Schluss warf Galatasaray alles nach vorn und konnte die Hamburger minutenlang am Straftraum einschnüren, und war dem 3:2 nahe.

Doch ausgerechnet in dieser Phase machte Olic nach einem weiten Abschlag und dem klugen Pass von Jansen mit dem dritten Treffer für die Hambuger alles klar.

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