HSV gegen Hertha: Denn sie gehen auf dem Zahnfleisch
Die Titelaspiranten Hamburger SV und Hertha BSC trennen sich 1:1. Die Berliner sind wieder einmal im Glück und mit einem Punkt gut bedient. Beanspruchte Hamburger schenken den Sieg her.
HAMBURG taz | Klar, die Spieler des Hamburger SV gehen auf dem Zahnfleisch. Die Frage ist freilich, wie dick es ist, das Zahnfleisch, wie sehr sie doch noch letzte Kräfte im Saisonfinale mobilisieren können.
Aber der HSV ist es ja gewohnt, die Zähne zusammenzubeißen. Am Sonntagabend vor 57.000 Zuschauern im erneut ausverkauften Volkspark-Stadion spielte der Hamburger SV 1:1 (1:0) gegen Hertha BSC Berlin, der in einigen Phasen müder als die Hamburger mit ihren vielen Pflichtspielen wirkte; Innenverteidiger Joris Mathijsen liegt bei über 50 in dieser Saison. Wenn er schlau ist, der Mathijsen, dann hat er sie nicht gezählt.
Mit diesem Ergebnis beißt sich der HSV hartnäckig in der Spitzengruppe der Liga fest. Zwei Punkte hinter den Bayern, Fünfter hinter Hertha und dem VfB Stuttgart. Alle bleiben eng beieinander und warten auf einen Ausrutscher des VfL Wolfsburg. Die Teilnahme an der Champions League und der Titel sind noch möglich, für beide Teams.
Ergebnis: 1:1 (1:0)
Hamburger SV: Rost - Demel, Gravgaard, Mathijsen, Jansen (74. Streit) - Aogo, Tavares - Jarolim, Guerrero (61. Pitroipa), Trochowski - Olic
Hertha BSC: Drobny - Piszczek, von Bergen, Simunic, Stein - Dardai - Ebert, Kacar, Cicero - Raffael (85. Chermiti), Pantelic (79. Domowtschijski)
Schiedsrichter: Kinhöfer (Herne)
Zuschauer: 57 000 (ausverkauft)
Tore: 1:0 Jansen (8.), 1:1 Kacar (66.)
Gelbe Karten: - / Kacar (5), Cicero (7)
Beste Spieler: Jansen, Trochowski / Raffael, Pantelic
Am Sonntag konnte man wieder sehen, dass es Spieler gibt, die nicht müde werden. Der HSV hat deren zwei, die ihre Kraft aus Siegen wie dem unter der Woche im Uefa-Pokal Hinspiel beim SV Werder Bremen ziehen. Der eine, Ivica Olic, stürmte in der achten Minute über den linken Flügel, ließ Hertha-Innenverteidiger Steve von Bergen ziemlich alt aussehen, flankte zu Marcell Jansen, der machte das Tor. Hätte Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer nicht Vorteil laufen lassen nach einem Foul an David Jarolim, dem anderen HSV-Energiebündel, wäre das Tor nicht gefallen.
In der 19. Minute ließ Piotr Trochowksi einen von links geschossenen Ball auf die Latte des Hertha-Tors titschen. Jaroslav Drobny hätte keine Chance gehabt. Unsicherheitsfaktor beim HSV war allerdings Innenverteidiger Michael Gravgaard, der in der 38.Minute den Ball an Berlins Brasilianer Raffael verlor, der allein auf Rost zubrauste, aber den Ball neben das Tor pflanzte.
Gravgaard ist erst zur Winterpause gekommen, er sollte eigentlich noch Reserven haben. Die Hertha vesuchte in der zweiten Hälte das Kräftedefizit des HSV auszunutzen. Cicero hatte in der 60. Minute eine Kopfballchance. Beim HSV verletzte sich Paolo Guerrero und wurde durch Jonathan Pitroipa ersetzt. Der Ausgleich für die Berliner, die keine großen Torchancen hatten, kam aus dem Nichts. Marko Pantelic ließ einen Abschlag von Jaroslav Drobny prallen, der landete bei Gojko Kacar, der ließ aus 22 Metern einen Dropkick los, der hinter Rost einschlug.
Nun versuchte der HSV alles zu mobilisieren, was er noch hatte. Dabei stürmt er meist über links. Die meisten Angriffe laufen über diese Seite, die mit Dennis Aogo als Verteidiger, Jansen im Mittelfeld und Olic herausragend besetzt ist. Als für den entkräfteten Jansen der von Schalke 04 ausgeliehene Albert Streit kommt, ändert sich daran nichts. Es bleibt schließlich beim 1:1. Der HSV kann nun ein paar Tage ausruhen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Kochen für die Familie
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt
Angriffe auf Neonazis in Budapest
Ungarn liefert weiteres Mitglied um Lina E. aus
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands