HSV-Hauptversammlung: Fans fordern mehr Durchblick
Transparenz für seinen HSV hatte Dietmar Beiersdorfer schon im Vorfeld der Jahreshauptversammlung am vorigen Freitag gefordert. Wie sehr der neue Sportchef damit den Mitgliedern aus der Seele sprach – zumindest den gut 400 (von 18.000), die den Weg ins CCH fanden –, wurde in zahlreichen Redebeiträgen von Anhängern deutlich, die sogar aus Berlin, Essen und Wiesbaden angereist waren. Ins Visier gerieten vor allem Aufsichtsratschef Udo Bandow und Vorstandsmitglied Christian Reichert.
Dabei gab Bandow erneut den um Konsens bemühten Hanseaten, konnte aber mit seinem technokratischen Understatement das vielzitierte „Herz“ des HSV nicht wirklich berühren. Der Verein ist halt doch keine Bank, sondern immer noch ein Sportverein. Gleich nach Bandows dürrem Rapport eröffnete Ex-Präsident Peter Krohn die Attacke: Der Aufsichtsrat sei „viel bedeutsamer als aus dem Bericht hervorgeht.“ Da wollen die Mitglieder „mehr Konkretes erfahren“, statt ihren Verein „nur über die Medien“ zu erleben. Beifall.
Konkret steht zum Beispiel die Ausgliederung der Profi-Mannschaft an, um neue „strategische Partnerschaften“ zu ermöglichen, sprich: noch mehr Geld zu generieren. Viel Kritik musste nicht nur hier Reichert einstecken, der einst eigens für die Belange der Mitglieder in den Vorstand gehievt worden war. Vergebens versuchte er diese auf ein vom Vorstand „geschnürtes Paket“ einzuschwören. Zu groß war das Misstrauen unter den Anhängern: Man wolle, so der Fan-Tenor, nicht nur noch ein bisschen über das „wie“, sondern schon über das „ob“ einer Ausgliederung diskutieren.
Beiersdorfer hielt sich bei diesem Thema zurück. Zuvor hatte er mit einer Laptop-Präsentation lange vermisste Konzepte aufgezeigt und damit Pluspunkte bei den Mitgliedern gesammelt. Aber der Weg zu mehr Transparenz ist noch weit. JÖF
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