HOSTEL : Englisch lernen
„It’s two for one.“ Ich verstehe den einfachen Satz der Tresenfrau nicht auf Anhieb. Vermutlich liegt es daran, dass ich schlicht nicht damit gerechnet habe, mitten in Berlin vom Personal in breitestem Amerikanisch angesprochen zu werden.
„Happy Hour“, erklärt sie weiter. Das ist ein international gängiger Begriff, und nun kapiere ich endlich. Ich wähle eine international gängige Marke aus dem entsprechenden Biersortiment. Sie öffnet zwei Flaschen und stellt sie vor mir auf den Tresen. Wegen des Preises muss ich erneut nachfragen. Ich finde, mit Ausländern könnten sie ruhig etwas langsamer und schulenglischer sprechen: „What a shock for Mrs. Dent!“
Vor mir stehen die Biere. Ich bin allein gekommen. Auf dem Weg zu einer Geburtstagsparty habe ich wegen der attraktiven Abendbegegnung kurzfristig beschlossen, noch irgendwo öffentlich das Fußballspiel zu gucken. Sah die Bildschirme durch die Frontfenster einer relativ leeren Kneipe flimmern. War das hier früher nicht so ein distinguiertes Lokal, das die Schauspieler der benachbarten Volksbühne besuchten? Die Zeiten ändern sich schneller, als ich in drei Grünphasen über die Straße humpeln kann. Jetzt wirkt es jedenfalls wie das Foyer eines Hostels, und ich fürchte, genau das ist es auch. Ich entdecke sogar einen „Welcome Desk“.
Der Laden füllt sich mittlerweile. Die Happy Hour brummt. Oben gibt es Toiletten und Internet. Dicke Mädchen grüßen einander mit theatralischem Kreischen. Ein Dutzend alleinreisender Jungbärte schart sich um eine alleinreisende Schönheit. Die Bedienung kann auch fließend Spanisch, ich leider nicht.
Die meisten Monitore zeigen ohne Ton ein Spiel der zweiten englischen Liga. Nur ganz hinten in der Ecke kauern ich und ein paar andere geduldete Exoten und gucken Hamburg gegen Bayern. Auf Deutsch. ULI HANNEMANN