HOCHZEITEN : Liebe, Luxus, etc.
Ich bin auf eine Hochzeit eingeladen. Von zwei Freunden, die genauso alt sind wie ich. So was ist mir noch nie passiert! Ich war bis jetzt immer nur auf Hochzeiten meiner Elterngeneration. Irgendwelche Paare, die sich aus Steuergründen nach zehn Jahren Beziehung mal eben haben eintragen lassen. Mir hat meine Mutter das Heiraten verboten: „Viel zu teuer“, sagt sie, „das Fest kann sich kein Mensch leisten und die Scheidung erst recht nicht.“ Sie kennt sich aus, sie hat es zweimal mitgemacht.
Aber nun bin ich eingeladen. „Was schenkt man denn einer Norwegerin und einem Dänen, die Berlin lieben und schon alle wichtigen deutschen Bücher und Filme haben, zur Hochzeit?“, habe ich meine Mitbewohnerin verzweifelt gefragt. Meine Mitbewohnerin weiß Bescheid, „Geld!“ hat sie gesagt, „zur Hochzeit schenkt man Geld.“ „Na prima“, hab ich gesagt, „das ist, als würde man einem Imker ein Glas Kunsthonig schenken.“ Während nämlich Berlinerinnen um die dreißig damit beschäftigt sind, Hartz IV zu beantragen und sich irgendwie durchzuwurschteln, ist die Sorge einer dreißigjährigen Norwegerin, dass sie sich bald mal ein Wohnung kaufen müsste. „Auf Partys gucken die Leute schon komisch, wenn ich sage, dass ich noch zur Miete wohne“, hat die Freundin mir erzählt und dass sie überlege, sich eine Wohnung zuzulegen.
Und nun hat sie ihren dänischen Freund geheiratet. Die Feier war klein und schön. Ich hab was vorgelesen. Und weil es viel zu viel Weißwein gab, hab ich irgendwann lautstark meine Ansichten übers Heiraten verkündet. Da hat mir die Freundin ihren Brautstrauß an den Kopf geworfen. Und ich blöde Kuh hab ihn gefangen! Jetzt gebe ich folgende Annonce auf: „Suche nette/n Norweger/in, gern Millionär/in, zwecks Eintragen einer Lebenspartnerschaft. Ernst gemeinte Zuschriften mit aktuellem Kontoauszug an leserbriefe@taz.de.“ LEA STREISAND