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■ H.G. HolleinFernobst

Die Frau, mit der ich lebe, neigt zu kulinarischen Experimenten. Ich nicht mehr. Eine japanische Nashi – oder heißt es der Nashi? –, die aussieht wie ein Apfel und schmeckt wie eine Birne, oder eine Pepino, die als „Birnenmelone“daherkommt, aber weder das eine noch das andere ist, erfüllen mich eben mit einem gewissen Mißtrauen. Ich finde es bei der Zubereitung auch nicht über die Maßen hilfreich, wenn die Gefährtin mir in Sachen Cherimoya souffliert, das Ding sei „botanisch gesehen eine Annone“. Um dem Vorwurf neuerungsfeindlicher Provinzialität zu begegnen und am Herd argumentativ Schritt halten zu können, nahm ich es vor dem nächsten Ausflug in das Reich der Gourmet-Exotik auf mich, vor Ort zu ermitteln. Und kam mit eindeutigen Handlungsvorgaben für die in Aussicht genommenen israelischen Kaktusblätter vom Obststand im Mercado zurück: „Am besten mehrmals kochen“, war mir beschieden worden, „dann tritt da so etwas Weißlich-Schleimiges aus, das man abschöpfen muß, und dann kann man das braten.“Ich konnte die Gefährtin zwar ohne weiteres zu einer Käseplatte überreden, aber trotzdem schwebten – wenn auch unausgesprochen – die Worte „Versagen“und „Schuld“im Raum. Hilfesuchend wandte ich mich anderntags an eine kochlustige Kollegin. „Eisperlensalat ist absolut trendy!“lautete der richtungweisende Rat. Offenbar bin ich im Büro aber weniger beliebt, als ich bisher gedacht habe. „Absolut geschmacklos“, sei das Zeug, und „von gallertartig-warziger Konsistenz“, hörte ich die Kollegin noch über den Schreibtisch flüstern, kaum daß ich ihren Raum verlassen hatte, kurzum, „als ob man in einen Saurier beißt“. Von derart schnöder Heimtücke aufgestachelt, verfiel ich schließlich auf eine ingeniöse Lösung. Ich erwarb und würfelte ein halbes Pfund Erdbeeren, eine Ananas und eine Papaya und überschüttete das Ganze mit Zucker und Zitronensaft. Das ergibt laut „Frau-Antjes-Feinschmecker-Studio“-Heftchen zumindest geschmacklich die in unseren Breiten noch so gut wie unbekannte gelbgrün-gurkige Babaco.

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