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Archiv-Artikel

HAMBURGER SENAT WIRD KAMPF UM DEN AIRBUS GEWINNEN Ackern für Äpfel und Arbeit

Es leuchtet wieder ein Hoffnungsschimmer über dem Standort Hamburg, wenn nicht gar über ganz Deutschland. Kurz vor Ultimo scheint es dem Hamburger Senat doch noch gelungen zu sein, die Verlängerung der Start- und Landebahn im Airbus-Werk an der Elbe unter Dach und Fach zu bekommen. Zwar wird auch über die neue Planungsvariante noch zu Gericht zu sitzen sein, doch sind die Karten für Senat und Konzern nunmehr ungleich besser. Enteignungen von Privatgrundstücken hatte das Hamburger Oberverwaltungsgericht untersagt, weil diese nicht geringerwertiger seien als flugzeugindustrielle Bauvorhaben. Wenn aber nun nicht mehr enteignet werden muss, dürfte dieser entscheidende Rechtsvorbehalt entfallen.

Mit dem jetzt erfolgten Kauf der als Schlüsselgrundstücke geltenden Äcker, die direkt vor der projektierten Piste liegen, ist der Stadt ein entscheidender Schritt gelungen. Entweder verkaufen die beiden verbleibenden noch widerspenstigen Eigentümer – die Kirche Neuenfelde und ein Lehrer – ebenfalls, oder die vorgeschriebenen Flugsicherheitszonen werden an zwei Stellen ein wenig schmaler. Die dafür erforderliche Ausnahmegenehmigung des Luftfahrtbundesamtes sollte kein allzu großes Problem sein: Kanzler Schröder und sein Wirtschaftsminister Clement werden schon dafür zu sorgen wissen, dass aus dem Airbus-internen Konkurrenzkampf zwischen Hamburg und Toulouse, zwischen Deutschland und Frankreich, nicht der falsche Sieger hervorgeht.

Der Riesenjet A 380 wird – darauf deutet zurzeit alles hin – spätestens in drei Jahren über den Apfelplantagen des Obstbauerndorfes Neuenfelde einschweben. Welches Schicksal die Ortschaft wirtschaftlich, ökologisch und bei den zwischenmenschlichen Beziehungen der Einwohner in der Zukunft erleiden wird, ist noch offen. Ebenso wie das der viel beschworenen Arbeitsplätze, die Airbus und die Stadt verheißen. 100 neue Jobs im Werk haben sie versprochen und bis zu 4.000 weitere in den Folgejahren durch den Boom, den Zulieferindustrie und sonstige verwandte Wirtschaftszweige erleben werden. An diesen versprochenen Segnungen werden Senat und Konzern sich messen lassen müssen. SVEN-MICHAEL VEIT