: Gysi und die PDS
■ betr.: "Gysi Superstar" von Freya Klier, taz vom 2.5.90
betr.: „Gysi Superstar“ von Freya Klier, taz vom 2.5.90
(...) Da befinden wir uns inmitten einer der größten Einverleibungen dieses Jahrhunderts, und Frau Klier hat nichts Besseres zu tun, als im Namen (?) der DDR -Bürgerbewegung auf eine Kraft einzudreschen, die sich genau dagegen zur Wehr zu setzen versucht; und hält es dabei noch nicht einmal für nötig, ihre Behauptungen zu belegen. Ich hätte als PDS-Wähler nämlich schon gerne gewußt, welcher Stillhalteprivilegien sich Gregor Gysi als vormaliger Chef der DDR-Anwaltsorganisation erfreut haben sollte.
Ich kann ihren Frust über das schlechte Wahlabschneiden des Bündnis 90 und so weiter zwar gut verstehen, aber daß die Bürgerbewegungen für eine linke Politik eintreten (was in Einzelfällen zu bezweifeln wäre), sich jedoch zu diesem Faktum nicht bekennen, ist ja nun nicht Schuld der PDS, sondern eigene Halbherzig- beziehungsweise Unschlüssigkeit.
Der PDS und Gregor Gysi kann ich für ihr beherztes Bekenntnis und Eintreten für sozialistische und soziale Belange jedenfalls nur danken, und Charisma dürfte einer linken Partei (vorausgesetzt Gysi verliebt sich nicht allzu sehr in sich selbst) nie schaden. Schließlich gäbe es für einen Rechtsanwalt weiß Gott gemütlichere und einträglichere Arbeitsmöglichkeiten, als sich als PDS-Vorsitzender die Fetzen von DSU, SPD bis Freya Klier um die Ohren hauen zu lassen.
(...) Im übrigen sollte man die Wähler selbst darüber befinden lassen, ob sie der PDS das Recht auf weitere politische Mitgestaltung zubilligen, und sollte sie dann nicht als geschichtslos beleidigen, womit Freya Klier ihren eigenen linken Anspruch sowie ihre Opposition in der DDR für mich ziemlich infrage gestellt hat. (...)
M.Peters, Berlin/DDR
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