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Gute Note für grünes Banking

Die Umweltbank erhält erstmalig ein Fitch-Rating. Warum der Rest der Bankenwelt ihrem Vorbild nicht folgt

Von Eva Kaiser

Die Fitch-Rating-Agentur vergibt diese Woche erstmals die Note BBB für die Umwelt Bank – das heißt, wenig Risiko und gute Aussichten auf die Erfüllung ihrer finanziellen Pflichten. Macht die Umweltbank hier als findige Pionierin vor, wie sich Investitionen in Nachhaltigkeit mit soliden Profiten verbinden lassen? Zumindest die Umweltbank ist der Überzeugung, dass Nachhaltigkeit sich lohnt: „Die Nachfrage nach erneuerbaren Energien und ökologischen Immobilien steigt kontinuierlich, und damit auch ihr wirtschaftliches Potenzial.“ Allerdings setzten die größten Geschäftsbanken der Welt laut einem Bankenbericht im vorigen Jahr wieder mehr auf Kohleinvestitionen.

Auch der Politökonom Joscha Wullweber hält das Geschäftsmodell der Umweltbank nicht für sofort im großen Maßstab übertragbar. „Solche Banken haben eine winzig kleine Nische besetzt. Sie finanzieren nachhaltige Produkte, dafür nehmen die Kun­d*in­nen deutlich geringere Renditen in Kauf“, so Wullweber. Er ist Mitautor eines Reports des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), das kürzlich die stockenden Investitionen in grüne Projekte in der EU untersucht hat. Der Befund: Das Risiko-Rendite-Profil grüner Projekte ist nicht attraktiv genug für Banken und Investor*innen. Setzt sich diese Entwicklung fort, dürften laut Report bis 2030 zwischen 7 und 8 Billionen US-Dollar an grünen Investition fehlen – pro Jahr. Beispielsweise Investitionen in grünen Wasserstoff oder Stahl seien nach wie vor riskant und deshalb unbeliebt. Hier müsste laut Bericht die EU gezielter fördern.

Wer klimaschädliche Projekte finanzieren will, sollte das mit eigenem Geld tun müssen

Dazu erklärt die Göttinger Wirtschaftssoziologin Silke Ötsch: „Die nachhaltige Finanzstrategie der EU setzt aktuell im Wesentlichen auf private Initiativen, weil es an öffentlichen Investitionen massiv mangelt.“ Wohlgesinnten In­ves­to­r*in­nen würde vorausgesagt, dass sich fossile Investitionen schon bald von selbst nicht mehr lohnen würden – Klimawandel und Klimakatastrophen sind demnach Investitionsrisiken. Weitsichtige Fi­nanz­ge­be­r*in­nen müssten also eigentlich erkennen, dass in der grünen Industrie das Geld von morgen liege. Allein: Was auf der Makroebene stimmen mag, gilt Ötsch zufolge, die auch Beiratsmitglied der NGO Attac ist, nicht für jede Einzelentscheidung. In der Regel priorisierten Geld­ge­be­r*in­nen noch immer eher die kurzfristigen Profit­erwartungen. Das bestätigen auch die Interviews, die im Rahmen des IÖW-Reports geführt wurden. Ein Vertreter einer großen US-Bank soll hiernach erklärt haben, mit dem Preisanstieg für Öl und Gas infolge des Kriegs in der Ukraine seien die Gewinnaussichten so gut, dass Banken ohne zu zögern, Geld für entsprechende Projekte bereitstellten. Weil grüne Projekte häufig Neuland betreten würden, sei ihr Risiko zu scheitern ungleich höher.

Das könnte eine aktive Finanzpolitik in Teilen verändern. Der IÖW-Bericht fordert beispielsweise, die Eigenkapitalerfordernisse für Investitionen in emissionsintensive Projekte zu erhöhen. Mit anderen Worten: Wer ein klimaschädliches Projekt finanzieren will, der sollte das mit eigenem Geld tun. Das würde grüne Projekte attraktiver machen. Allerdings bräuchten diese auch öffentliche Bürgschaften, um erst einmal bankfähig zu werden. Und zu guter Letzt stellt der Bericht auch einen erheblichen Teil an Projekten fest, die unverzichtbar, aber keinesfalls bankfähig sind. „Aus Biodiversitätsprojekten kann man nur schwer Profite schlagen“, kommentiert Ötsch. Eine gute Nachricht hat die Soziologin aber doch: Nach ihrem Kenntnisstand sind grüne Banken besser durch die große Finanzkrise 2008/09 gekommen als alle anderen.

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