piwik no script img

Gut genährt übers Netz

■ Im Lokalderby der Volleyball-Bundesliga ließen sich die trainingsbenachteiligten Post-TSCler vom Fleischwerbung machenden SCC mit 3:0 weichklopfen

Auf der einen Seite der Sporthalle saßen die Fans mit den roten Baseballmützen und den Trommeln. Auf ihren Shirts prangte der Name einer Steakhauskette. Ihnen gegenüber winkten die Fans mit rosa Fähnchen und der Aufschrift Telecom. Dazwischen, unten auf dem Spielfeld, prügelten sich zwölf ziemlich lange Kerle einen weißen Lederball kräftig um die Ohren. Im Volleyball-Lokalderby trafen am Samstag abend in der Sömmeringhalle die Bundesligateams des SC Charlottenburg (in weißen Trikots) und von Post/TSC Berlin (in schwarzen Trikots) aufeinander.

Immer wenn der linkshändig schlagende Charlottenburger Franko Hölzig den Ball durch den Postblock drosch, jubelten die rotbemützten Steakhausfans. Gelang dagegen dem schwarzberockten Kostia Bouriakine ein spektakulärer Angriff, schwenkten die Telecom-Jünger ergriffen ihre Fähnchen. Nur fehlte häufig die Gelegenheit zum Schwenken.

Schon zu Beginn der Partie langte „Holz“ dermaßen hin, daß die Postler schnell 0:3 in Rückstand gerieten. Würde dieser Franko Hölzig nicht Franko heißen, sondern Georg (wie sein berühmter Namensvetter Grozer aus Moers), trüge er sicher den Beinamen „der Hammer“. Doch die international erfahrene Crew auf seiten der Schwarzen steckte nicht auf und kam mit Hecht, Dellnitz und Konsorten immer wieder zu Punktgewinnen. Bestand dann die Gefahr, in Führung zu gehen, spielte Post- Zuspieler Dolgin den Ball zielsicher auf des Gegners Seite (zu den Weißen), wo „Holz“ sich die Chance nicht entgehen ließ und wieder zuschlug. So ging der erste Satz mit 15:10 an den SCC.

Der 2,03-Meter-Riese Dellnitz sprang sich die Seele aus dem Leib, um für die Schwarzen von Schwarz- Schilling einen Punkt zu machen. Doch schien ihn sein Zuspieler zu ignorieren. Wenn mal ein Zuspiel schnell in die Mitte geplant war, schwebte der Nationalspieler offensichtlich zu hoch für die eher niedrigen Pässe seines Kollegen Juri Dolgin. Auf der anderen Seite wurde der verletzte Ronald Triller weitestgehend geschont. Der weiße Mittelblocker mußte kaum zu schnellen Angriffen durch die Mitte starten. SCC-Steller Thomas Brall inszenierte ständig neue Kombinationsangriffe und glich durch seine sicheren Pässe deutliche Annahmeschwächen der Charlottenburger hervorragend aus. Die Steakesser jubelten, und Post verlor Satz Nr. 2 mit 15:11.

Im letzten Durchgang dachte sich das Trainergespann Tschake/Schier auf der Telecom-Bank: „Was im ersten Spiel geklappt hat, muß auch heute gut sein“, und wechselte David Schüler ein, der im Hinspiel vom SCC nicht zu stoppen gewesen war. Der lange David (2,04 Meter) schien in der Luft zu schweben, bekam aber nie den Ball zu schlagen und wirkte auf den Charlottenburger Block geradezu harmlos. „David ist beim Aufsteiger so hoch, da muß das Zuspiel extrem präzise sein. Wir haben aber seit dem letzten Samstag kein vernünftiges Training mehr gehabt. Da traust du dich nicht, auf ihn zu spielen“, meinte der ebenfalls eingewechselte Zuspieler Torsten Schulz nach dem Spiel. Mit 15:11 ging auch dieser Satz und damit das Spiel an die Weißen.

Äußerst bissig speziell in der Feldabwehr zeigten die wohl besser genährten Charlottenburger (So lecker wie ein kleines Steak) eine passable Leistung. Ob sie sich noch Hoffnung auf einen Play-Off-Platz machen dürfen, steht aber weiterhin in den Sternen, nachdem Mitkonkurrent Friedrichshafen der Moerser Startruppe zwei unerwartete Niederlagen beibrachte und damit wichtige Punkte einheimste. uzi

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen