Gut für das Doppelte

■ Makler wegen Wohnungsdealerei zu einem Jahr Knast verurteilt

zu einem Jahr Knast verurteilt

Paul-Ulrich Finke — silberne Haare, dunkler gestylter Anzug, brauner Aktenkoffer, sogenanntes „geflegtes Aussehen“. Doch das Manager-Outfit täuscht. 1991 hatte sich der 54jährige Dortmunder Immobilienmakler der Weißkragenkriminalität angeschlossen, eine Wohnung in der Luruper Hauptstraße gegen Zahlung von 8400 Mark mehrfach an Interessenten verscherbelt. Altonas Amtsrichter Holger Randel verurteilte den Makler gestern zu einem Jahr Knast auf Bewährung sowie einer Geldbuße von 150000 Mark.

Der Plan war nicht neu, wenngleich raffiniert: Zusammen mit einem Hamburger Makler hatte sich Finke ein Mietobjekt in Lurup verschafft. Mit einem gefälschten Personalausweis unter dem Namen „David Stein“ organisierte er Besichtigungstermine mit Interessenten, ließ die Wohnungssuchenden Mietverträge unterzeichnen, in denen 5000 Mark Abstand für die Einbauküche sowie 3400 Mark Mietsicherheit vereinbart wurden. Die Beträge sollten dann auf ein Haspa- Konto eingezahlt werden, das Finke alias „Stein“ ebenfalls mit gefälschtem „Perso“ eingerichtet hatte. Finkes Pech: Nur zwei Interessenten zahlten — ein weiterer hatte gerade das Geld auf den Weg gebracht, als ihm die Fahnder auf die Schliche kamen und das Amtsgericht das Konto beschlagnahmte. Acht andere Mietvertragsunterzeichner waren nämlich im Anschluß an das Finke-Date mißtrauisch geworden. Finke wanderte für einen Monat in Untersuchungshaft.

Vor Gericht zeigte sich der smarte Makler gestern geständig. Eigentlich habe sein Geschäftsfreund ihn zu der illegalen Wohnungsdealerei gedrängt und gezwungen. Er wolle so etwas nie wieder machen. Doch das wollten Richter Holger Randel und Staatsanwältin Sabine Hantel ihm nicht so recht abkaufen. Hantel: „Sie haben erhebliche kriminelle Energie aufgebracht und die Wohnungsnot unter Mißachtung Ihrer Berufsehre schändlich ausgenutzt.“ Die junge Anklägerin forderte sechs Monate Haft auf Bewährung wegen Hehlerei, Betrugs und Urkundenfälschung.

Zu milde, wie Richter Randel befand, der nochmals das gleiche drauflegte. Es wäre nur Zufall gewesen, so Randel, daß acht Leute nicht gezahlt hätten, weil sie „Verdacht geschnuppert“ haben. Es sei aber Finkes erklärtes Ziel gewesen, „100000 Mark in die eigene Tasche zu baggern“. Randel: „Sie haben als Insider die tägliche Not der Wohnungssuchenden, die Ihnen als Makler bestens bekannt war, happig ausgenutzt und einen erheblichen Vertrauensschaden angerichtet.“ Eine lange Knaststrafe bliebe ihm nur deshalb erspart, weil er bislang ein „unbescholtener Bürger“ ohne Vorstrafen gewesen sei. Randel: „Sonst wären es zwei Jahre geworden.“ Kai von Appen