: Gurke des Tages
Volle Kanüle steilhangabwärts rauschen die Deutschen und die ihnen auf die belegte Laberzunge gepflanzte Sprache. Mütterchen Deutsch verkümmert, geht krumm und am Krückstock. Mütterchen Deutsch verkalkt, verkommt. Mütterchen Deutsch trägt Lumpen. Mütterchen Deutsch entbehrt des schmückenden Beiwerks, der blumigen Wortgirlanden, Stiefmütterchen im welken Haar, grau um die gramen Schläfen. Denn seine Töchter und Söhne, das Volk der beredten Denker, nutzen nur drei bis vier Prozent des angeborenen und eingetrichterten Wortschatzes. „Der deutsche Durchschnittssprecher“, so Helmut Walther, Berater bei der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS), „hat etwa 12.000 bis 16.000 Wörter auf Lager, darunter 3.000 bis 4.000 Fremdwörter“, was den kerndeutschen Anteil noch mal um ein Viertel reduziert. Deutschland ist demnach zu lediglich zwei bis drei Prozent Herr der eigenen sprachlichen Kräfte. Der deutsche Gesamtwortschatz von 300.000 bis 400.000 Wörtern guckt in die Röhre. Und da läuft „Ricky!“ (Sat.1), „Folter-TV“ (H. Murkswort) für Mütterchen Deutsch. Befreit es!
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