Günstiges Öl vom guten Freund Saddam

Eine österreichische Organisation, die ein Rechtsaußen der FPÖ leitet, soll mit Iraks Diktator Geschäfte gemacht haben

WIEN taz ■ Nicht nur US-Präsident George W. Bush hat wenig Freude an dem jüngst veröffentlichten Bericht von Charles Duelfer. Auch Österreichs Freiheitliche (FPÖ) werden in Verlegenheit gebracht. Duelfer fand zwar keine Massenvernichtungswaffen im Irak, dafür aber jede Menge Dokumente. Darunter auch eine Liste mit Personen und Unternehmen, die unter Umgehung des Embargos von Saddam Husseins Regime Erdöl bezogen haben oder mit so genannten Ölgutscheinen bedacht wurden.

Wie am Wochenende bekannt wurde, figuriert da neben honorigen Figuren wie dem russischen Rabiatnationalisten Wladimir Schirinowski unter Aktenzahl M/10/68 die Iraqui Austrian Society (Iras), die laut Eintragung zum Bezug von einer Million Barrel Öl zu einem deutlich unter dem Weltmarkt liegenden Preis berechtigt war. Das Geschäft wurde, so die akribisch dokumentierte Buchhaltung, über die Al-Hoda-Gesellschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten abgewickelt. Geschätzter Gewinn: 450.000 US-Dollar.

Die Iras ist eine Vereinigung im Dunstkreis der FPÖ, die von Ewald Stadler, dem deutschnationalen Chef der FPÖ-Kaderschmiede, geleitet wird. Stadler schuf diesen Freundschaftsverein Mitte des Jahres 2001, wenige Monate nach einem Besuch im Irak. Vereinszweck ist laut Statut, die Förderung der „kulturellen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Beziehungen“ zwischen dem irakischen und dem österreichischen Volk.

Auch Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider leistete durch seine Irakbesuche seinen Beitrag zur Völkerverständigung und zur Vertiefung der wirtschaftlichen Beziehungen. Zweimal wurde er von Saddam Hussein – oder zumindest einem seiner offiziellen Doppelgänger – empfangen. Was dabei besprochen wurde, hat Haider nie vollständig aufgeklärt.

Es ist bekannt, dass der irakische Diktator seine politischen Freunde im Ausland mit großzügigen Geschenken bedachte. Eine Liste von Unternehmen, die während des Embargos gute Geschäfte mit dem Irak machten, wird von den USA und ihren Verbündeten unter Verschluss gehalten. In den Spitzen der FPÖ hatte Saddam jedenfalls treue Fürsprecher.

FPÖ-Rechtsausleger Ewald Stadler bestreitet in der jüngsten Ausgabe des Nachrichtenmagazins Profil jede Zuwendung aus Ölgeschäften, hätte aber durchaus dafür Verwendung gehabt. „Ich hätte zwar kein großes Problem damit. Aber wenn es so gewesen wäre, dann würde ich das Geld auf den Tisch legen und sagen: ich übernehme die FPÖ.“

Ölgeschäfte mit so genannten Schurkenstaaten sind ja für die FPÖ nichts Außergewöhnliches. Vor einigen Jahren bekam Jörg Haider nach einer Visite bei Gaddafi im Wüstenzelt billiges Öl aus Libyen, das er an Kärntner Diskonttankstellen verkaufen ließ. RALF LEONHARD