Gudrun Schyman verbrennt Geld: Zündelnde Feministin
In Schweden alles top mit der Gleichberechtigung? Von wegen: Auch dort bekommen Frauen weniger, rund 500 Euro. Die Feministin Schyman verbrannte als Aktion jetzt 100.000 Kronen.
Was bekommt man für 100.000 Kronen? Nicht mal eine halbseitige Anzeige in einer Boulevardzeitung", sagt Gudrun Schyman. Vom PR-Effekt her zahlte sich ihre Aktion deshalb allemal aus. Am Dienstag verbrannte die Parteichefin der schwedischen "Feministischen Initiative" 100.000 Kronen (umgerechnet 10.000 Euro) in echten 100-Kronen-Scheinen.
Sie wollte damit gegen die Lohndiskriminierung protestieren. Auch in Schweden werden Frauen für gleiche Arbeit immer noch schlechter bezahlt als ihre männlichen Kollegen. "Diese Diskriminierung kostet Frauen rund 100.000 Kronen pro Minute", sagt Schyman. Eine halbe Stunde dauerte es, die 100-Kronen-Scheine bei der "Politikerwoche" auf der Insel Gotland auf einem Grill zu verbrennen - die Topmeldung in allen Medien, allerdings vorwiegend negativ.
"Gelohnt hat es sich trotzdem", meint die 62-jährige Schyman, auch wenn ihr vorgehalten wurde, wie viel Gutes man mit diesem Geld hätte tun können. Auch die "Linkspartei" verurteilte die Geldscheinverbrennung als unseriös und unproduktiv.
Deren Vorsitzende war Schyman von 1993 bis 2003 gewesen. Jahre, in denen sie - "Ich bin Mensch, Frau, Mama, Liebhaberin, Parteichefin, ungefähr in dieser Reihenfolge", stellte sie sich auf einem Parteitag vor - meist die populärste schwedische Politikerin war. Und Jahre, in denen sie die Linkspartei zu seither nicht mehr erreichten Höhen bei Umfragen und Wahlen geführt hatte.
Gestolpert war Schyman über Alkoholprobleme und eine nicht korrekt ausgefüllte Steuererklärung. Mit der "Feministischen Initiative" versuchte die gelernte Sozialarbeiterin ab 2005 ein politisches Comeback. Doch ihre neue Partei scheiterte bei den Parlamentswahlen 2006 und den Europawahlen 2009. Einer der Hauptgründe dafür sei, dass die Medien sie boykottiert hätten, meint Schyman.
Die 100.000 Kronen hatten ihr Mitinhaber eines PR-Büros geschenkt mit der Maßgabe, dieses Geld möglichst effizient für die Belange der feministischen Partei einzusetzen. Ob das nun ausgerechnet die Geldverbrennung war, wird sich auch bei den Wahlen in neuneinhalb Wochen zeigen.
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