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■ Mit dem Wirtschaftsgipfel auf du und duGruppenbild mit Dame

Tokio/Washington u.a. (dpa/ taz) – Am morgen in Tokio beginnenden Wirtschaftsgipfel der sieben größten Wirtschaftsnationen sind folgende Mitspieler mit von der Partie:

Die politische Leiche: Kiichi Miyazawa. Der 73jährige Gastgeber vertritt sein Land nach dem Urteil der Wirtschaftszeitung Nihon Keizai Shimbun lediglich als „politische Leiche“. Der japanische Ministerpräsident und Chef der alleinregierenden Liberaldemokraten (LDP) ist nach einem Mißtrauensvotum gegen seine Regierung nur noch bis zu den Neuwahlen am 18. Juli im Amt.

Der Zauderer: Bill Clinton. Der US-Präsident gibt auf dem Gipfel sein Debüt. Bisher hat er erst einmal die Grenzen überquert: nach Kanada zum Gipfeltreffen mit dem russischen Präsidenten Boris Jelzin. Der 46jährige Demokrat will den Wirtschaftsgipfel als Chance nutzen, die Verwandlung vom zaudernden Politiker zum entschlossenen Staatsmann zu vollziehen.

Der Veteran: François Mitterrand. Der 76jährige Sozialist ist seit zwölf Jahren Staatspräsident Frankreichs und damit ein Veteran der Wirtschaftsgipfel. Seine politische Autorität ist angeschlagen, seit er im April die Macht mit einer bürgerlichen Regierung teilen muß. Trotz anderslautender Erklärungen akzeptierte er eine monetaristische Politik des starken Franc und die jüngsten Einschnitte im sozialen Netz.

Der Routinier: Helmut Kohl. Der Bundeskanzler nimmt bereits zum elften Mal als deutscher Regierungschef am Gipfel teil. Unter seiner Regierung erlebte die Bundesrepublik die zweitlängste wirtschaftliche Aufschwungperiode ihrer Geschichte, aber mittlerweile auch den zweitheftigsten Abschwung.

Der Regierungschef auf Bewährung: John Major. Der britische Premierminister kann anders als seine europäischen Kollegen auf eine Wirtschaft im – sanften – Aufwind verweisen. Ein Jahr nach dem Überraschungs- Wahlsieg seiner Partei weisen ihn Umfragen jedoch als extrem unpopulär aus. Die britische Presse sieht ihn derzeit als Regierungschef auf Bewährung.

Der Schöngeist: Carlo Azeglio Ciampi. Der Parteilose war bis vor kurzem noch unumstrittener Chef der italienischen Notenbank, Hüter der Lira, Liebhaber der schönen Literatur und Goethes im Besonderen, soll Italien von der ersten in die zweite Republik führen.

Die eiserne Lady vom Dienst: Kim Campbell. Seit gut einer Woche wird Kanada von einer Frau regiert: von Kim Campbell, Juristin und Politologin. Ihr Vorgänger Mulroney hat ihr einen Berg von Problemen hinterlassen, vor allem eine hohe Arbeitslosigkeit und ein riesiges Haushaltsdefizit. Im Herbst wird in Kanada ein neues Parlament gewählt. Dann wird auch über das weitere politische Schicksal von Frau Campbell entschieden.

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