piwik no script img

Gruner + Jahr kauft PDS-Verlag

■ 'Berliner Verlag‘ wußte nichts von Vertrag / Übernahme per Telex erfahren

Berlin (dpa) - Das Hamburger Verlagshaus Gruner + Jahr will gemeinsam mit dem britischen Verleger Maxwelll den (Ost -)Berliner Verlag übernehmen. Der derzeit noch der PDS gehörende Verlag reagierte auf diese Mitteilung mit Befremden. Die Unterzeichnung eines Vorvertrages zwischen Maxwell und der Gruner + Jahr habe man aus dem Fernschreiber erfahren. „Nun widerfährt uns, was in diesem Lande und im Medienbereich dieses Landes derzeit beinahe täglich geschieht. Man erhält Auskunft über seine Zukunft per Fernschreiber, aus der Zeitung, aus den Medien“, kommentierte der Chefredakteur der Ost-'Berliner Zeitung‘, Hans Eggert, am Donnerstag die Einstiegspläne. Das Verlagshaus hat nach eigenen Angaben nichts von diesem Vertrag gewußt.

Eggert zeigte sich überrascht von dem Zustandekommen des Vertrages. Maxwell hatte schon vor Wochen sein Interesse signalisiert. Der Berliner Verlag hatte den britischen Verleger aufgefordert, eine Beschäftigungsgarantie für die mehr als 1.000 Arbeitnehmer zu geben. Der PDS-Parteivorstand kritisierte das „Geschäftsgebahren“ Maxwells als „unseriös und von den bisherigen Vereinbarungen abweichend“.

Über den Inhalt des Vertrages seien weder die Geschäftsführer des Berliner Verlages noch die PDS informiert worden. Mit dem am Mittwoch von Maxwell und Gruner + Jahr in Bonn unterzeichneten Vorvertrag haben sich beide Verlagshäuser nach Angaben von Maxwell über eine Partnerschaft von je 50 Prozent „zur Unterstützung und zum Erwerb des Berliner Verlages“ geeinigt. Maxwell will den Vorsitz im Gesellschafter-Gremium übernehmen. Gruner + Jahr werde der geschäftsführende Partner der Gesellschaft. Beide Verlagshäuser, so betonte Maxwell, wollten den Berliner Verlag als parteipolitisch unabhängiges Presseunternehmen erhalten. Mitte Mai hatte der PDS-Vorsitzende Gregor Gysi als Bedingungen für eine Beteiligung genannt, daß weitgehend alle im Haus erscheinenden Titel erhalten bleiben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen