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Grundstein für Kulturaustausch

■ Berliner und St. Petersburger Homosexuelle planen ein gemeinsames Kulturfestival

Noch bis heute wird männliche Homosexualität in Rußland kriminalisiert. Der unter Stalin eingeführte Artikel 121 des russischen Strafgesetzbuches, der aktiven Analverkehr mit Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren ahndet, diente häufig der Abrechnung mit Andersdenkenden.

Obwohl er in den letzten Jahren kaum noch angewendet wird und in der Rohfassung des gegenwärtig diskutierten neuen Straf-Gesetzbuches nicht mehr enthalten ist, gibt es nach wie vor zahlreiche Diskriminierungen Homosexueller durch Staat und Kirche.

Nicht selten wird zum Beispiel versucht, lesbische Frauen in psychiatrischen Kliniken zu »heilen«. Es bestehen tiefverwurzelte Vorurteile im Bewußtsein der Menschen gegen jede Form des sexuellen Andersseins, gleichgeschlechtliche Beziehungen gelten als unmoralisch und pervertiert.

Im Zuge der Demokratisierung der ehemaligen Sowjetunion verbessern sich auch die Bedingungen für die homosexuelle Emanzipation, es entstanden Gruppen, die durch öffentlichkeitswirksame Kampagnen die Tabuisierung sexueller Themen durchbrechen.

In St. Petersburg setzt sich der Tschaikowski-Fonds für die Rechte von Lesben und Schwulen und gegen die Homophobie in der russischen Gesellschaft ein. Er unterscheidet sich von den meisten anderen Organisationen seiner Art durch das Bemühen um die Wiedergeburt und Fortsetzung der Traditionen russischer homoerotischer Kunst und Literatur.

In diesem Jahr planen zum ersten Mal Berliner und Petersburger Homosexuelle ein gemeinsames Kulturfestival, das anläßlich des jährlichen Christopher Street Days stattfinden soll. Ziel der Veranstaltung (von 12. bis 14. Juni in St. Petersburg) ist es, Grundsteine für einen lesbisch-schwulen russisch-deutschen Kulturaustausch zu setzen. Die Organisatoren sind Mahide und Läsbisch-TV, Die Schwule Internationale Berlin und der Tschaikowski-Fonds.

Mehr als 30 KünstlerInnen haben ihre Teilnahme bereits zugesagt, doch die geringen finanziellen Mittel, die bisher für das Festival erstanden werden konnten, stellen ein ernsthaftes Problem dar. Bisher ist es noch unklar, wie die Übernachtungs- und Organisationskosten beglichen werden sollen. Irene Brie

Spenden für den deutsch-russischen Kulturaustausch können auf das Konto der Berliner Sparkasse: Nummer 0043411096, Bankleitzahl 10050000, Kennwort: CSD St. Petersburg, überwiesen werden.

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