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Grünflächen-Chef über Sicherheit„Ein Zaun ist Segen und Fluch“

Harald Büttner, Chef des Grünflächenamts Mitte, verteidigt die strengen Sicherheitsvorschriften für Straßenveranstaltungen.

Braucht wegen großen Andrangs angeblich mehr Sicherheit: Umweltfestival der Grünen Liga Foto: dpa
Malene Gürgen
Interview von Malene Gürgen

taz: Herr Büttner, die Festmeile am Brandenburger Tor ist der Ort für Großveranstaltungen. In letzter Zeit gibt es dabei immer wieder Ärger um die Auflage, einen Sicherheitszaun aufstellen zu müssen. Ist diese Auflage denn neu?

Harald Büttner: Ja und nein: Dass Großveranstaltungen einen Sicherheitszaun brauchen, das ist schon lange so. Nur hängt es eben von der Art der Veranstaltung ab, ob so ein Zaun benötigt wird. Insofern ist es für die Veranstaltungen, bei denen es jetzt Probleme gab, schon eine neue Entwicklung: Das Nisan-Kinderfest und das Umweltfestival sind quasi Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden – weil sie im letzten Jahr so gut besucht waren, brauchen sie in diesem Jahr einen solchen Zaun.

Und warum reicht ein normaler Bauzaun da nicht aus?

Ganz einfach: Weil so ein Bauzaun mehr Probleme schafft, als er löst. Der ist nicht standsicher, das heißt, der kann einfach umgestoßen werden. Stellen Sie sich mal vor, da drückt jemand gegen, der Zaun kippt und er gleich mit, und dann wird er von der Menge dahinter überrannt. Meist haben wir ja nicht das Problem, dass die Leute rauswollen, sondern dass sie reinwollen, und dabei gehen die Menschen teilweise unkalkulierbare Risiken ein.

Aber wenn es wirklich zu einer Massenpanik kommt, hat da ein umkippbarer Zaun nicht auch Vorteile?

Das haben wir viel diskutiert, ob so ein Zaun ab einem gewissen Druck umkippbar sein muss, aber wir sind davon weggekommen. Es ist nämlich so: Der Zaun allein nützt Ihnen wenig, Sie brauchen ein Gesamtkonzept. Fluchtwege in genau festgelegten Abständen, die gut ausgeschildert und beleuchtet sind, geschultes Personal, verständliche Durchsagen: Das ist es, was wirklich die Sicherheit erhöht.

Die Gefahr, dass ein fester Zaun die Menschen daran hindert, sich selbst in Sicherheit zu bringen, sehen Sie nicht?

Grundsätzlich ist so ein Zaun immer Segen und Fluch zugleich. Tatsächlich darf auf keinen Fall ein Kessel entstehen, deswegen ist es wichtig, dass der Zaun in ausreichendem Abstand zu dem Ereignis aufgestellt wird. Ich sage auch immer: Es gibt keine Abziehbilder, wir müssen jede Situation neu betrachten, wie ein neugeborenes Baby. Wenn du denkst, du weißt sowieso schon alles, dann machst du Fehler, und Fehler darf man sich hier auf keinen Fall erlauben.

Im Interview: 

Ein Sicherheitszaun ist teuer, für kleinere Veranstalter sind diese Summen kaum zu stemmen. Soll es in Mitte künftig nur noch Veranstaltungen von finanzkräftigen Organisationen geben?

Dieses Problem sehen wir natürlich. Deshalb ist unser Vorschlag, dass das Land Berlin in diesem Bereich eine dauerhafte Infrastruktur stellt, die die Veranstalter nutzen können.

Sie sprechen von Ihrem Vorhaben, den östlichen Teil des Tiergartens dauerhaft einzuzäunen?

Richtig, wobei es da auch noch um viel mehr geht: Wir wollen nicht nur den Zaun, der optisch übrigens ganz devot gestaltet würde. Sondern auch Infrastruktur für Strom, Licht, Wasser und Beschallung und zum Beispiel eine Verdichtung des Handynetzes: Wenn die Menschen sich gegenseitig nicht anrufen können, weil das Netz bei jeder Großveranstaltung überlastet ist, kann das zu zusätzlicher Panik führen.

Diesen Vorschlag gibt es schon seit zwei Jahren, der Zaun steht aber noch nicht – wo hakt’s?

Die zuständigen Senatsverwaltungen haben erst sehr lange für die Prüfung gebraucht. Anfang des Jahres haben wir dann einen zusammengekürzten Vorschlag zurückbekommen, das konnten wir so nicht annehmen. Nun ist es für dieses Jahr sowieso zu spät: Die Fristen für die EU-Fördergelder, mit denen der Zaun ja zu 90 Prozent finanziert werden könnte, sind schon verstrichen. Wir halten aber weiter an dem Vorhaben fest.

Ist es denn wirklich nötig, dass jedes Veranstaltungsgelände in eine Hochsicherheitszone umgewandelt wird?

Wenn mich jemand fragt, was sind deine Standards, dann antworte ich immer: die höchsten. Ich kenne in meinem Arbeitsfeld keine schwierigere Aufgabe als das Thema Sicherheit bei Großveranstaltungen. Hier am Tiergarten, da können wir europaweite Maßstäbe setzen, und das ist schon auch eine persönliche Motivation von mir. Ich will etwas schaffen, das absolut sicher ist, wo ich meine Familie mit gutem Gewissen auf jede Veranstaltung schicken kann, weil ich weiß, das ist wirklich safe.

Harald Büttner, 58, ist seit 2001 Leiter des Straßen- und Grünflächenamts im Bezirk Mitte und damit unter anderem für den Tiergarten verantwortlich.

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