: Grüne für Mädchenhaus
■ Kritik an mangelnder Initiative des Senats
Als „hilflos“ und „in weiten Teilen falsch oder nicht zutreffend“ bezeichnete die Grüne Bürgerschaftsabgeordnete Carola Schumann die Antwort des Senats auf eine Anfrage der Grünen zum Thema „Gewalt gegen Mädchen“. Die Grünen hatten sich bereits zum zweiten Mal offiziell nach „Hilfsangeboten für Mädchen, die von sexuellem Mißbrauch betroffen und/oder bedroht sind“ erkundigt. „Außer einer Fortbildung für Behördenmitarbeiter“ sei in den dreieinhalb Jahren seit der ersten Anfrage „nichts passiert“, so Schumann gegenüber der Presse.
Ärztlicher Notfalldienst, Telefonseelsorge und Polizei würden von mißhandelte Mädchen nicht angenommen, kritisierte die Grüne. Die als beispielhaft angeführten Einrichtungen im Jugendfreizeitheim Burglesum (Mädchennotruf) und die Mädchengruppe im Jugendfreizeitheim Wehrschloß bestehen wegen mangelnder finanzieller Unterstützung nicht mehr. Zwar habe der Senat Maßnahmen wie Wohn- und Therapieangebote als wünschenswert dargestellt, Konsequenzen seien aber nicht in Sicht.
Die Stellungnahme des Senats geht von schätzungsweise 3.000 Fällen sexuellen Mißbrauchs jedes Jahr in Bremen aus, das seien zehn Prozent aller Bremer Mädchen unter 14 Jahren. Angesichts dieser Zahlen fordern die Grünen auch für Bremen die Einrichtung eines Mädchenhauses.
Die Konzeption einer solchen Einrichtung erläuterten Petra Reinhardt und Anne Kirschke- Ast vom Verein Mädchenhaus Bremen. Sie soll vier Bereiche umfassen: Ein Mädchenkaffee als Anlauf- und Beratungsstelle, eine „Zuflucht“ als kurzfristige Wohnmöglichkeit für akut bedrohte Mädchen, Mädchenwohngruppen zur langfristigen Stabilisierung und schließlich betreutes Einzelwohnen. Die Ausarbeitung des Konzepts erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der Gruppe „Schattenriß“ und dem Amt für soziale Dienste. Reinhardt und Kirschke-Ast wiesen darauf hin, daß es in Bremen derzeit keine speziellen Unterbringungsmöglichkeiten für mißhandelte Mädchen gibt. asp
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