: Grüne Sparfans
Fast jeder zweite Berliner befürwortet die Kürzungen des Senats. Der größte Zuspruch kommt aus der Opposition
Der Protest gegen das Sparpaket des rot-roten Senats hat in der Berliner Bevölkerung derzeit keine Mehrheit hinter sich. Nach einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa für die Berliner Morgenpost befürworten 42 Prozent den Sparkurs, 41 Prozent geht er zu weit, der Rest hält sich bedeckt. Über die Hälfte der Befürworter ist der Ansicht, man hätte noch mehr sparen sollen. Die größte Zustimmung kommt aus dem Lager der Grünen-Wähler. In Einzelpunkten allerdings stoßen Kürzungen auf klaren Widerspruch.
Der Senat hat seinen Haushaltsentwurf für 2002/2003, der Ende Juni im Parlament beschlossen werden soll, vor zwei Wochen vorgelegt. Während Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) die Ergebnisse als unbefriedigend bezeichnete, reagierten vor allem Gewerkschaften mit scharfem Protest. Ver.di etwa kündigte Streiks in Kitas an.
Auch bei den von Kürzungen am ehesten betroffenen Haushalten mit einem Einkommen unter 1.250 Euro monatlich lehnt noch nicht einmal jeder Zweite (47 Prozent) die Sparmaßnahmen der mit über 38 Milliarden Euro verschuldeten Stadt ab. 41 Prozent hingegen befanden das Sparprogramm für richtig oder sogar unzureichend.
Auf Widerstand stoßen allerdings einzelne Punkte. Drei von fünf Befragten meinten beispielsweise, durch die Schließung von zehn Bädern gebe es zukünftig zu wenig Schwimmhallen. Eine noch größere Gruppe mag nicht verstehen, dass Privatschulen weniger Geld vom Land bekommen sollen.
Den größten Rückhalt für seinen Sparkurs hat der rot-rote Senat nicht etwa bei Wählern von SPD und PDS, sondern bei den Grünen-Anhängern. Zwei Drittel von ihnen befürworten die Einschnitte oder meinen, man hätte mehr sparen können. Beim CDU-Anhang ist nicht einmal jeder Dritte dieser Auffassung.
STEFAN ALBERTI
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