Grüne Landeschefs wiedergewählt: Nach Rekordlob nun Rekordergebnis
Die Berliner Grünen bestätigen ihr als „absolutes Dream Team“ apostrophiertes Vorstandsduo Bettina Jarasch und Daniel Wesener im Amt.
Die Berliner Grünen haben am Samstag ihre beiden Landesvorsitzenden Bettina Jarasch (44) und Daniel Wesener (37) mit einem Rekordergebnis wieder gewählt. Jarasch, die vor zwei Jahren mit 82,7 Prozent erstmals ins Amt gewählt wurde, erhielt 94,5 Prozent der Stimmen. Für Wesener stimmten 95,4 Prozent, weit mehr als jene 76 Prozent, die er 2011 erhielt. Damit mochte nur jeder zwanzigste unter den rund 130 Delegierten die beiden nicht unterstützen. Das Wahlergebnis bestätigte damit das außerordentlich große Lob für beide quer durch alle Flügeln der Partei, das die taz am Freitag abgebildet hatte. Dabei sprach unter anderem Abgeordnetenhausmitglied Thomas Birk, der 2003 selbst erfolglos für den Landesvorsitz kandidierte, vom „besten Landesvorstand, den wir je hatten“. Jarasch und Wesener seien „unser absolutes Dream Team“.
Kein Vorsitzkandidat hat in der Geschichte der Berliner Grünen seit Mitte der 90er Jahre je solche Wahlergebnisse erreicht. Entweder gab es Kritik aus Teilen der Partei, die sich in Gegenkandidaturen vor der Wiederwahl ausdrückte. Oder die Ergebnisse lagen auch bei einem Antreten ohne Konkurrenz weit unter 90 Prozent. Am nächsten kam den jüngsten Ergebnissen 1997 der spätere Renata-Künast-Pressesprecher Andreas Schulze, der mit rund 86 Prozent der Stimmen zum Vorsitzenden, damals noch Vorstandssprecher genannt, gewählt wurde.
Mehrfach schieden Vorsitzende im Streit aus dem Amt. Till Heyer-Stuffer sagte 2007 nach sechs Jahren als Vorsitzender: Der Umgang der Partei mit ihrem Landesvorstand sei „vorsichtig ausgedrückt manchmal verbesserungswürdig“. Heyer-Stuffer war unter anderem enttäuscht, dass ihm die Mitglieder zwar über Jahre die Parteiführung anvertrauten, ihn aber nicht auf aussichtreichem Platz für die Abgeordnetenhauswahl 2006 hatten kandidieren lassen wollen. Frühere Vorsitzende hatten dem Landesverband mangelnden Reformwillen vorgeworfen.
All das lag am Samstag im Kreuzberger Tagungszentrum Jerusalemkirche weit zurück. Ohne Gegenstimme wurde auch der Leitantrag des Landesvorstands "Anders Wirtschaften" für eine nachhaltige Wirtschaftsförderung beschlossen. Jarasch und Wesener bewarben sich unter Applaus je fünf Minuten um ihre Wiederwahl, forderten Rot-Schwarz heraus – für Wesener die einzige Konkurrenz für die Schwarz-gelbe Bundesregierung in Sachen schlechtes Regieren. Die Koalition aus SPD und CDU habe durch ihre Wahl einen politischen Auftrag, sagte Wesener, „und wenn Klaus Wowereit und Frank Henkel dazu nicht in der Lage sind, dann übernehmen wir das gern.“ Er ergänzte allerdings, dass mit einem freiwilligen Rückzug nicht zu rechnen sei.
Mit Blick auf die Bundestagswahl im September nannte die Gastrednerin Silvia Löhrmann, nordrhein-westfälische Schulministerin und Vize-Ministerpräsidentin, die schwarz-gelbe Koalition im Bund „die schlechteste Bundesregierung aller Zeiten“. Wowereit warf sie vor, für Berlin eine große Chance vertan zu haben, als er nach der Abgeordnetenhauswahl 2011 statt mit den Grünen lieber mit der CDU koalierte.
Fragen an die beiden Bewerber blieben aus – nur 35 Minuten, nachdem Jarasch als erste der beiden zu reden begonnen hatte, waren die beiden Wahlgänge für die beiden Vorsitzposten ausgezählt und Jarasch und Wesener für zwei weitere Jahre gewählt.
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