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Grüne Geschenke

■ Zum Streit um den Standort der Buga KOMMENTAR

Auf den ersten Blick war die Idee fast unwiderstehlich, dem Westen der Stadt die große Gartenschau zu nehmen, um sie dem Osten zu geben. Wer als Westler dagegenredete, konnte dem Ruch des geizigen Onkels, der knausrigen Tante kaum entkommen. Immerhin geht es nicht um ein paar Grashalme, sondern um ein 200-Millionen-Mark-Großprojekt. Beim Blick auf den Stadtplan sieht die Sache wieder verwickelter aus. Eine Schau in der Stadtmitte läge ja zwischen den Stadthälften, sie nutzt den Bewohnern von Prenzlauer Berg genauso wie den Nachbarn in Kreuzberg. Weil sie helfen kann, die Idee eines gesamtstädtischen Grünzugs vor den zahllosen Einzelinteressen zu retten, kommt sie dem Klima zugute, auch dem sozialen. Andererseits gibt es auch eine politische Geographie: Daß die Alternativen den Standort Mitte bevorzugen, viele Sozialdemokraten dagegen die Trabantenstädte im fernen Osten der Stadt, das liegt auch an den Wohnorten der jeweiligen Wählerklientel.

Die Stadtmitte-Buga hat eine leichte Schlagseite nach Westen, hinter dem Standortvorschlag Satellitenstadt muß man mangels anderer Argumente seiner Protagonisten ziemlich viel Wahlkalkül vermuten. Großprojekte lassen sich im Wahlkampf nun mal leichter plakatieren als die Mühen der Kleinarbeit, die in Hellersdorf und Marzahn zu leisten wäre. Großprojekte lassen sich aber auch schwieriger anhalten und umpflanzen, als sich das der Bausenator Nagel vorstellen möchte — er denkt eben immer noch in erster Linie als Wahlkampfleiter. Ob die Rechnung aufgeht, ist eine ganz andere Frage. Interessiert es die Bewohner der Trabantenstädte überhaupt, ob zwischen ihren Wohnburgen eines Tages Rosenrabatten blühen? Wenn die sozialdemokratische Hellersdorfer Bürgermeisterin das grüne Geschenk am liebsten dankend ablehnen würde, dann muß das Motiv nicht die »Unerfahrenheit« sein, die ihr von den Westberliner Strategen unterstellt wird. Es könnte auch Realismus sein. Hans-Martin Tillack

Siehe Bericht auf Seite 28

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