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Grotesk –betr.: „Genug gegrindelt“ und „(K)ein Geschäftsleben ohne Autos“, taz-Hamburg vom 18.8.1998

Überflüssig: Die Maßnahme ist vollkommen überflüssig, da es sich beim Grindelhof nicht um eine Wohngegend, sondern um eine Gegend mit typischer Mischnutzung handelt. Der Grindelhof ist durchgängig von Läden und Kneipen gesäumt, in den angeblich dringend nötigen Genuß der Verkehrsberuhigung kommen beispielsweise hintereinander: eine Taxizentrale, eine Bibliothekarsfachschule, ein Synagogengedenkplatz, ein Uniinstitut, ein Parkplatz (!) und das Abaton-Kino. Nett.

Auch ist hier im Viertel gerade nicht der Durchgangsverkehr das Problem, sondern der Verkehr auf der Suche nach einem Parkplatz (wg. Uni, Theater, Kino, Restaurants und Kneipen).

Gruppenarrogant-unstädtisch: Daß manche Leute als Studenten in eine belebte Straße ziehen und dann, zu Dozenten und reichen Journalisten geworden, sich eine Verkehrsberuhigung herbeiprotestieren, erscheint mir ein seltsames Verständnis von großstädtischem Leben.

Übersprungs- und Verdrängungshandlung: Besonders absurd ist der offensichtliche Alibicharakter der Maßnahme, ist doch das eigentliche Problem mitnichten der Grindelhof, sondern die Grindelallee. Letztere Hauptverkehrsstraße hat die viel zu schmalen Gehwege, auf denen es täglich wegen Platzmangel zu Pöbeleien zwischen genervten Fußgängern und rücksichtslosen Radfahrern kommt. (De facto bin ich als Fußgänger nicht von Autos gefährdet, sondern von Radfahrern – die sind in den Wohnstraßen nämlich auf dem Fußweg schneller als die Kraftfahrzeuge auf der Straße.) Und dann die Bushaltestelle des 102ers: Die dürfte die schmalste Hamburgs sein. Daran wird sich nichts ändern (darf nicht, Grindelallee ist Bundesstraße), aber der Verkehr in den tatsächlich reinen Wohnstraßen des Viertels wird schlimmer.

Zu teuer: Wie alle Maßnahmen dieser Art ist auch diese mit 1,1 Mio. Mark viel zu teuer. Ein bißchen Gebuddel, ein paar neue Kantsteine und mit Glück einige neue Bäumchen: Es ist einfach zu lächerlich. Wie Ihr ja von meinen Kommentaren wißt, hat aber diese so offensichtlich reiche Stadt angeblich nicht die 96.000 Mark für 5 (fünf!) Künstlerstipendien à DM 1600. Das sind 8,73 Prozent allein dieser Grindel-Bausumme und zeigt sehr schön die grotesken Mißverhältnisse in der Ausgabenpolitik, insbesondere bei einer Maßnahme, die zwar lautstark, aber nicht mehrheitlich gewollt wurde.

Hajo Schiff

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