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Großer „Spatz von Paris“

■ Brillante Edith Piaf - Revue „Ich bereue nichts!“ im Schmidt

Mit der Nachricht ihres Todes begann am Samstag abend im Schmidt-Theater die gefeierte Premiere Edith Piaf - ich bereue nichts!, in der die junge Straßensängerin (Ines Baric) noch einmal zur weltberühmten Sängerin avanciert.

Anna Bolk als ältere Piaf und Wolfgang Noack als ihr schwuler Dichter-Freund Jean Cocteau kommentieren aus dem Jenseits den szenischen Rückblick, in dem Chansons, Freunde und Liebhaber des Pariser Spatzes - sieben Schauspieler spielen etwa sechzig Rollen - noch einmal an den begeisterten Zuschauern vorbeiziehen: Durch Yves Montand (Ingmar König) animiert, schreibt Piaf den ironischen Chanson „Bravo pour le clown“, nachdem sie Montand zum Erfolg verholfen hat, und den von Tilman Madaus charmant dargestellten Charles Aznavour herrscht sie auf der Höhe ihres Erfolges an, er solle nicht so nuscheln, denn es könne ja nicht schaden, „wenn die Leute verstehen, was du da singst“. Als Marcel Cerdan, Boxer und einer der Liebhaber Piafs, bei einem Flugzeugabsturz stirbt, scheint ihr Lebensmut verloren.

Die „Hymne a l'amour“, die Anna Bolk alias Piaf zu seinem Gedenken singt, treibt den Zuschauern beinahe die Tränen in die Augen, so überzeugend verkörpert sie die bald darauf drogenabhängige Piaf, die schließlich auch von ihrer „einzigen Freundin“ Marlene Dietrich (Kerstin Marie Mäkelburg wirkt als Marlene etwas farblos) verlassen wird. „A quoi ca sert l'amour“ - zu was soll die Liebe gut sein? - bleibt ihr da noch, zu singen, bevor sie gemeinsam mit Noack alias Cocteau den endgültigen Abgang in Richtung aus der Tür dringenden weißen Dampfes macht.

Mit dem Hamburger Regie-Debut des Berliners Claudio Maniscalco bot das Schmidt zwei spannende Stunden niveauvollen Revue-Theaters, wobei vor allem die beiden Piafs Ines Baric und Anna Bolk herausragende schauspielerische und sängerische Leistung zeigten. Simone Ohliger

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