: Große Pläne — kleiner Anfang
■ Prenzlauer Berg will flächendeckend sanieren/ 40.000 Wohnungen in miserablem Zustand
Prenzlauer Berg. Im kommenden Jahr soll nach Auskunft von Bezirksbürgermeister Dr. Manfred Dennert und seines Baustadtrats Matthias Klipp mit der flächendeckenden Sanierung des Stadtbezirks begonnen werden. Rund die Hälfte der 80.000 Wohnungen seien in einem miserablen Zustand, erklärte der Bezirksbürgermeister gestern vor Pressevertretern. Die Kosten dafür liegen, so teilte das Bezirksamt der taz auf Anfrage mit, nach ersten Schätzungen bei ungefähr 400 bis 600 Millionen DM. Diese seien bereits beantragt und sollen in den nächsten fünf Jahren die Sanierung wirkungsvoll ankurbeln. Man hoffe, daß ein Gesamtberliner Senat das Geld bewillige — schließlich handele es sich mit dem Bezirk Prenzlauer Berg um das größte Sanierungsgebiet Europas.
Erste Maßnahmen sind jedoch noch für dieses Jahr vorgesehen. So soll endlich die Baulücke am S-Bahnhof Schönhauser Allee, dort wo das ehemalige Kino »Skala« und später das Café gleichen Namens sein Domizil hatte, geschlossen werden. Ein Handels- und Geschäftshaus, so Baustadtrat Klipp, werde an dieser Stelle entstehen. Im Zusammenhang damit sei auch daran gedacht worden, die Umsteigemöglichkeiten bei S- und U-Bahn zu verbessern, angedacht sei die Möglichkeit einer kompletten Überbauung des S-Bahnhofs.
Des weiteren ging Klipp auf das Problem der Gewerberäume ein. Viele Bewohner des Bezirks glauben, es sei noch reichlich Gewerberaum zu vergeben. Doch der Schein trügt: Etwa 2.000 Zuweisungen wurden vergeben, 30 sind nur noch offen. Daß dennoch viele der Fensterläden geschlossen sind, liege daran, daß die meisten der Gewerberäume einer gründlichen Sanierung bedürfen. Derzeit seien die in den letzten Jahren vielfach zweckentfremdet genutzten Räumlichkeiten in einem geradezu katastrophalen Zustand, die Renovierung ginge zudem meist zu Lasten der neuen Besitzer. Mit dem Jahreswechsel 1990/91 rechne man jedoch mit einer Welle von Neueröffnungen, so daß dann auch die in letzter Zeit wie Pilze aus dem Boden geschossenen Buden für Imbiß und Verkauf wieder verschwinden könnten, die das Stadtbild nicht gerade verschönerten. ok
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