Großbritannien will Wettbewerb: Banken zu Kleinholz
Nach der niederländischen ING werden auch in Großbritannien gerettete Banken zerlegt. Damit will die Regierung Wettbewerb stimulieren. Der Status Quo sei "nicht akzeptabel".
BERLIN taz | Den europäischen Großbanken geht es langsam an den Kragen. Die britische Regierung will die von ihr geretteten Banken jetzt zerlegen, teilweise verkaufen und so den Wettbewerb anheizen. "Nur ein halbes Dutzend großer Anbieter zu haben ist nicht akzeptabel", sagte Finanzminister Alistair Darling der BBC. Mindestens drei mehr sollen es werden.
Erst vergangene Woche hatte die EU-Kommission die Zerschlagung des niederländischen Finanzriesen ING als Bedingung für die Genehmigung von milliardenschweren Staatshilfen durchgesetzt. Der Konzern will nun sein umfangreiches Versicherungsgeschäft sowie zahlreiche Auslandstöchter abstoßen. Auch den geretteten britischen Banken hatte die europäische Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes schon strenge Auflagen angedroht.
Der britische Staat ist im Zuge der Bankenrettung Miteigentümer von drei Banken geworden. Dazu gehören die Royal Bank of Scotland (RBS) und Lloyds – bislang die Nummern vier und fünf unter den britischen Finanzinstituten. Das dritte Institut ist die Hypothekenbank Northern Rock. Northern Rock war eines der ersten Opfer der Finanzkrise. Die drei Banken sollen nun hunderte von Filialen abgeben und ganze Geschäftssparten verkaufen, die Royal Bank of Scotland etwa ähnlich wie die ING ihr Versicherungsgeschäft.
Die Verhandlungen mit der EU dürften "einige Verkäufe einschließen, die wir bislang nicht vorhatten", hatte die Royal Bank of Scotland zuvor schon mitgeteilt. Bereits genehmigt hat die EU die Aufspaltung von Northern Rock in eine Good Bank, die verkauft werden soll, und in eine Bad Bank, in der die toxischen Wertpapiere verbleiben.
Die Regierung in London will allerdings vermeiden, dass es durch die Aktion nur zu einer Umverteilung zwischen den britischen Großbanken kommt. Daher sollen die zum Verkauf stehenden Geschäfte an auswärtige oder branchenfremde Unternehmen gehen.
Als Interessenten werden derzeit die Supermarktkette Tesco und die Virgin Group des Unternehmers Richard Branson gehandelt. Verkauft werden sollen die Bankgeschäfte allerdings erst, wenn das Umfeld wieder günstiger ist, erklärte Finanzminister Darling, damit die Steuerzahler nicht auf sämtlichen Verlusten sitzen bleiben.
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