Großbritannien setzt auf Atomstrom: Zwei Meiler in der Mache
Seit fast 20 Jahren gab es keinen AKW-Neubau mehr. Der französische Konzern EDL wird den Briten nun für 18,9 Milliarden Euro zwei Reaktoren auf die grüne Wiese stellen.
PARIS afp | Der französische Energiekonzern EDF baut zwei Atomkraftreaktoren der neuen Generation EPR in Großbritannien. Die britische Regierung und das Unternehmen gaben das Abkommen am Montag offiziell bekannt. Die Investition beläuft sich den Angaben zufolge auf 16 Milliarden Pfund (18,9 Milliarden Euro). Vereinbart wurde ein garantierter Abnahmepreis für den Atomstrom von umgerechnet 10,6 Cent pro Kilowattstunde. Er liegt weit über dem derzeit gezahlten Preis in Großbritannien.
Beteiligt an dem Bau der beiden Europäischen Druckwasserreaktoren (EPR) sind der französische Anlagenbauer Areva mit zehn Prozent und die beiden chinesischen Atomkonzerne CGN und CNNC mit 30 bis 40 Prozent. EDF sei in Verhandlungen mit weiteren Investoren, die sich mit bis zu 15 Prozent an dem Projekt beteiligten könnten, teilte das Unternehmen mit.
EDF und die britische Regierung hatten schon seit Monaten über den Vertrag verhandelt. Dabei ging es vor allem um den zugesagten Preis für den Atomstrom. Die beiden Atomreaktoren sind die ersten seit 1995, die in Großbritannien gebaut werden. Das Land hat derzeit 16 Reaktoren.
Standort des neuen AKW wird laut der britischen Tageszeitung The Guardian Hinkley in Somerset sein, wo sich schon zwei Atomanlagen befinden. Eine davon wurde allerdings schon im Jahr 2000 stillgelegt. Hinkley Point C soll 2023 ans Netz gehen, für eine Betriebszeit von insgesamt 35 Jahren. Die beiden Reaktoren sollen sieben Prozent des britischen Stroms produzieren.
In Frankreich wird derzeit im nordfranzösischen Flamanville ein Europäischer Druckwasserreaktor gebaut. Das Projekt ist unter anderem wegen der explodierenden Kosten umstritten: Waren die Kosten für den Reaktor 2005 noch mit 3,3 Milliarden Euro angegeben worden, musste EDF Ende 2012 einräumen, dass die Kosten vermutlich auf 8,5 Milliarden Euro ansteigen würden. Der Konzern begründete dies unter anderem mit neuen Sicherheitsanforderungen und Lehren aus der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima.
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