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Großbrand auf Deponie Schönberg

■ Lübecker Bürgerinitiativen vermuten, daß auch Giftmüll brannte und Dioxin frei wurde

Berlin (taz) — Auf Europas größter Mülldeponie in Schönberg nahe Lübeck ist es in der Nacht zum Mittwoch zu einem mehrstündigen Großbrand gekommen. Rauchschwaden von dem 300 Quadratmeter großen Feuer zogen über die Nachbargemeinde Selmsdorf und Stadtteile von Lübeck. Lübecker Bürgerinitiativen vermuten, daß bei dem Brand auch Giftmüll gebrannt hat und große Mengen Dioxin und Furane frei geworden sind.

Der Giftmüll habe sich „verdeckt unter Haus- und Gewerbemüllschichten“ befunden, so Vertreter von Bürgerinitiativen, die in der Nacht vor Ort waren. Die in der Rauchfahne lebenden Menschen seien nicht gewarnt worden und „so einem unkalkulierbaren Risiko für ihre Gesundheit ausgesetzt gewesen“.

Die „Deponie-Management-Gesellschaft“, die die Deponie im Auftrag der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern betreibt, bestreitet die Vorwürfe. Die nächste Ablagerung giftiger Altöle sei „800 Meter entfernt gewesen“ und giftige Schwaden nicht gemessen worden, so der Sprecher des Deponiebetreibers, Heyo Stormer. Neben normalem Hausmüll werde an dieser Stelle nur „kommunaler Klärschlamm aus Hamburg“ miteingelagert.

Nach Stormers Angaben hat der Wachdienst der Deponie den Brand gegen 22.45 Uhr am Dienstag abend bemerkt. Ab 23.05 Uhr hätten Deponiearbeiter und die Werksfeuerwehr das Feuer bekämpft. Mit zehn Lastern, acht Raupen und drei Baggern seien rund 800 Kubikmeter Sand und Kies auf den Brandherd gekippt worden. Gegen 2.15 Uhr am Morgen sei das Feuer schließlich unter Kontrolle gewesen. Die Polizei schließe wegen der schnellen Ausbreitung des Feuers Brandstiftung nicht aus.

Während es in einer Pressemitteilung des zuständigen Umweltministeriums in Schwerin heißt, „Feuerwehr und zuständige Behörden“ seien „unverzüglich“ informiert worden, räumte Stormer ein, daß die Feuerwehren der Nachbarorte Schönberg und Selmsdorf nicht von der Deponie, sondern von Dritten alarmiert worden sind.

Die Lübecker Innensenatorin Dagmar Pohl-Laukamp beschwerte sich, die Behörden der Hansestadt seien von dem Brand nicht informiert worden. „Wir haben seit 1990 eine Vereinbarung, daß wir im Störfall benachrichtigt werden. Das ist nicht geschehen“, so Pohl-Laukamp. Die Senatorin und Lübecks Bürgermeister Michael Bouteiller waren zwar in der Nacht zum Brandort geeilt, hatten aber im betroffenen Stadtteil Lübeck-Kücknitz keine Messung der Rauchfahne angeordnet. Bei den Angaben über die Art des brennenden Mülls und die Ungiftigkeit der Rauchfahne sei man auf den Betreiber angewiesen, so Senatorin Pohl- Laukamp. Hermann-Josef Tenhagen

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