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Großangriff auf Grosny

■ Rebellen: Russische Armee hält sich nicht an den Waffenstillstand

Moskau (AFP/dpa) – Die russischen Truppen haben nach tschetschenischen Angaben gestern abend einen Sturmangriff auf Grosny gestartet. Sie wollten die Kontrolle über die tschetschenische Hauptstadt zurückerobern, sagte der Sprecher der Unabhängigkeitskämpfer, Mowladi Udugow, dem Rundfunksender Moskauer Echo. Der Angriff sei aus mehreren Richtungen erfolgt. Hunderte von Einwohnern flohen aus Grosny. Die Hauptstadt ist seit dem 6. August unter Kontrolle der Unabhängigkeitskämpfer. Am Samstag hatten Russen und Tschetschenen einen offiziellen Waffenstillstand vereinbart, der seitdem aber von beiden Seiten durchbrochen worden war.

Bei den Verhandlungen über die Einsetzung einer gemeinsamen russisch-tschetschenischen Überwachungskommission für die jüngst vereinbarte Feuerpause in der Kaukasusrepublik hatte Moskau kurz vor dem Sturmangriff auf einem Rückzug der Unabhängigkeitskämpfer aus Grosny bestanden. Deshalb sei wieder keine Einigung erzielt worden, sagte Udugow. Das Abkommen zur Schaffung der Kommission sei de facto fertig gewesen. Dann aber habe die russische Seite einen Absatz hinzufügen wollen, der den Rückzug der tschetschenischen Kämpfer aus Grosny verlange. Dies hätten die Tschetschenen abgelehnt.

Zuvor hatte Rußlands Präsident Boris Jelzin von seinem Sicherheitsberater Alexander Lebed einen Friedensplan für Tschetschenien binnen einer Woche gefordert. „Der Präsident erwartet, daß er einen mit allen Mitgliedern des Sicherheitsrats abgestimmten Plan zur weiteren friedlichen Beilegung nicht später als am 26. August erhält“, sagte ein Kremlsprecher. Er gab außerdem bekannt, daß Innenminister Anatoli Kulikow im Amt bleibt. Kommentar Seite 10

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