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Grosny vor dem Sturm

■ In der tschetschenischen Hauptstadt werden russische Eliteeinheiten zusammengezogen

Moskau/Grosny (dpa/rtr) – Nach Angaben aus russischen Militärkreisen steht ein „neuer, entscheidender Sturm auf Grosny“ kurz bevor. Elitetruppen der Russen bewegten sich gestern auf die tschetschenische Hauptstadt zu. Aus dem Osten Rußlands trafen ein großer Teil der Marineinfanterie und Hunderte von Matrosen der Pazifikflotte ein. In den Dörfern um Grosny versuchten Zivilisten, mit Kalaschnikows den Vormarsch der schwerbewaffneten Truppen aufzuhalten und Bürgerwehren zu bilden. Doch auch vor Beginn der angeblich „entscheidenden“ Offensive wurde in Grosny gekämpft. Im Stadtzentrum und vor allem in der Nähe des Präsidentenpalastes kam es zu heftigen Artilleriegefechten.

Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sieht sich gegenwärtig außerstande, eine Vermittlerrolle im Tschetschenien-Krieg zu übernehmen. Ihr Tschetschenien-Beauftragter Istvan Gyarmarti sagte, er glaube nicht, daß die OSZE zu diesem Zeitpunkt in Verhandlungen um einen Waffenstillstand eingeschaltet werden könnte oder sollte. Dennoch beschloß der gestern in Wien tagende Ständige Rat der OSZE, eine Delegation nach Tschetschenien zu entsenden. Rußland sei, so hieß es, grundsätzlich bereit, mit dieser zusammenzuarbeiten. Auf die Prinzipien der OSZE berief sich auch die US-Regierung in ihrer bisher schärfsten Kritik der Tschetschenien-Invasion. Moskau hätte, so eine Sprecherin des Außenministeriums, den Westen vor Beginn des Einsatzes über seine Truppenbewegungen im Kaukasus informieren müssen. Seite 8

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