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Grollen & Brötzen

■ Das Peter Brötzmann Quartett im KITO

„...dedicated to the work of Albert Ayler“ betitelten Peter Brötzmann & Co. ihr Programm im gut besuchten Vegesacker KITO. Der so gewürdigte hätte seine Freude gehabt an dem, was Peter Brötzmann (ts, cl, as), Toshinori Kondo (tp), William Parker (b) und Hamid Drake (dr) an diesem Abend an Sounds und Klängen von sich gaben. Denn es waren keine schlichten Interpretationen von Ayler-Stücken angesagt. Eher wurde die Tradition dieses genialen Avantgardisten in eigener Weise aufgegriffen. Die vier Musiker zitierten Aylers typischen Themen nur kurz, um dann ihre eigenen Ideen darüber zu entwickeln.

In furiosen anderthalb Stunden lieferten sie den Beweis für die Lebendigkeit eines musikalischen Ansatzes, der nach wie vor Konventionen infrage stellt und die eigenen Traditionen davon keineswegs ausnimmt. Dabei bläst Brötzmann sein Sax immer noch voll wilder Kraft, läßt es röhren, grollen, schreien — eben „brötzen“. Allerdings nicht ausschließlich im expressiven Powerplay der sechziger Jahre. Brötzmanns Wildheit ist nicht gezähmt, aber gereift; er zeigt sich fähig zum Wechselspiel von Ausbruch und Verhaltenheit und setzt kontrolliert und zielsicher seine aufrührerische Energie frei.

Was diese Energie angeht, hatte er in Trompeter Toshinori Kondo einen gleichwertigen Partner. Auf seiner elektrisch verstärkten Taschentrompete stieß Kondo stürmische Kaskaden in den Raum. Die für ihn typischen Klangverfremdungen blieben dagegen oft von fragwürdigem Wert. Aber es gab auch Passagen, in denen die verzerrte Trompete im dichten Soundgetöse eigenwillige Akzente setzte.

Großartige Arbeit leistete auch das Rhythmusgespann William Parker und Hamid Drake. Parker spielte mehrere starke Soli. Kraftvoll ließ er seinen Baß grollen, riß die Saiten hart an, strich das Instrument in jaulende Crescendi. Einfallsreich, virtuos und differenziert entführte er seinen Baß aus der Rolle des Begleiters.

Arnaud

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