: Größer, aber nicht erhellender
■ betr.: „Geschichtsmuseum als Schaubude“, taz vom 20.12. 95
Die im obigen Artikel getroffene Charakterisierung des „Deutschen Historischen Museums“ als unkritische „Schaubude“ kann ich auch für seine Außenstelle, das „Alliierten-Museum“ in der Dahlemer Clayallee, aus eigener Anschauung bestätigen. Die vorübergehend geöffnete Ausstellung enthielt viele durchaus interessante Objekte, aber kaum Hintergründe oder gar eine kritische Aufarbeitung.
Beispielsweise wurde ein Panzerspähwagen ausgestellt, mit dem der Schüler Ernst Schabe 1961 von britischen Soldaten in Spandau eskortiert wurde. Später hatte aber Schabe eingeräumt, die angebliche Bedrohung durch DDR-Grenzer erfunden zu haben. In der Ausstellung wurde dies mit keinem Satz erwähnt, obwohl die DHM-Autoren dies wußten. Letzteres bestätigte sogar der Senat in der Antwort auf eine Anfrage der Grünen- Abgeordneten Künast.
Die kurzzeitige Einrichtung eines US-Besatzungsgerichts in Berlin 1979 wurde gleichfalls mit keiner Silbe erwähnt oder visualisiert. Die Problematik war in der breiten und Fachöffentlichkeit ausführlich behandelt worden. Überdies war sie später von dem Vorsitzenden Richter Stern in einem Buch verarbeitet und selbiges verfilmt worden.
Da die Jubelveranstaltung mehr auf Methode denn auf Zufall oder Zeitmangel resultiert, steht zu befürchten, daß das Alliierten-Museum nach seiner gegenwärtigen Überarbeitung bei der Wiedereröffnung 1998 größer, aber nicht erhellender geworden sein dürfte. Manfred Herrmann, Berlin
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