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„Grob unärztlich“

■ UKE-Frauenklinik umging Kontrollen, Ärztekammer überprüfte aber auch nicht

Die für den ungenehmigten Therapie-Simulator in der Frauenklinik des Hamburger Universitätskrankenhauses Eppendorf (UKE) Verantwortlichen haben sich nach Ansicht der Hamburger Ärztekammer „bewußt und vorsätzlich“ Kontrollen und Prüfungen entzogen. Das erklärte Kammer-Sprecher Dieter Schmidt nach Angaben der Welt am Sonntag. Der Therapie-Simulator in der Frauenklinik sei seit Ende 1992 ohne Wissen der Kammer benutzt worden (taz berichtete). Damit, so Schmidt, „ist uns vorsätzlich verheimlicht worden, daß der Apparat weiterbetrieben wird“. Deshalb sei von einem „grob unärztlichen Verhalten“ und damit von einem „Verstoß gegen die Berufsordnung“ auszugehen.

Die Röntgenstelle der Ärztekammer hatte nach Schmidts Angaben den Therapie-Simulator, dessen Betriebserlaubnis nach der Röntgenverordnung bereits Ende 1991 abgelaufen war, Ende 1992 überprüft. Danach sei der Strahlenschutzbevollmächtigte der Klinik mit Schreiben vom 3. Dezember aufgefordert worden, das Gerät wegen schwerer Mängel „unverzüglich abstellen zu lassen“. Die Kammer sei, so Schmidt, davon ausgegangen, „daß der bindenden Anordnung Folge geleistet wurde“.

Allerdings stellt sich die Frage, warum die Kammer nicht von sich aus die Einhaltung ihrer Anweisung überprüft hat. Denn erst Anfang Februar wurde der Simulator vom Amt für Arbeitsschutz außer Betrieb gestellt.

Wegen der Vorfälle hat inzwischen Wissenschaftssenator Leo Hajen (SPD) gegen den Strahlentherapeuten der Frauenklinik, Prof. Hans-Joachim Frischbier, sowie zwei weitere Ärzte disziplinarische Maßnahmen eingeleitet. Einen daraufhin gestellten Antrag auf vorzeitige Pensionierung von Frischbier nahm der Senator an. Gegen den ärztlichen Direktor des UKE, Prof. Hein-Peter Leichtweiß, wurde ein behördeninternes Untersuchungsverfahren eingeleitet, an dessen Ende laut Hajen die Trennung von dem UKE-Chef stehen könnte.

lno/smv

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