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Griechenlands Lehrer bleiben hart

■ Seit drei Wochen stehen die griechischen Sekundarstufenlehrer im Streik / Mit großer Mehrheit setzte sich die Basis gegen die PASOK-orientierte Gewerkschaftsführung durch / Entsprechend hart zeigt sich di

Griechenlands Lehrer bleiben hart

Seit drei Wochen stehen die griechischen

Sekundarstufenlehrer im Streik / Mit großer Mehrheit setzte sich die Basis gegen die PASOK-orientierte

Gewerkschaftsführung durch / Entsprechend hart zeigt sich

die Regierung

Aus Athen Cornelia Boge

Unter wüsten Beschimpfungen der streikenden Lehrer hatte ein empörter Vater das Gerichtsgebäude betreten. Dort sollte seine Klage gegen den Dachverband der Gewerkschaft der Sekundarstufen-Lehrer verhandelt werden, die mittlerweile in die dritte Streikwoche gehen. Kurz darauf verließ er das Gericht, begleitet von Hochrufen und Beifall: „Ich habe eingesehen, daß die Klage ein Fehler war. Die Lehrer haben recht, ich ziehe die Klage zurück.“

Seit drei Wochen schon stehen Griechenlands Lehrer im unbefristeten Streik. Zum Auftakt hatten sie am 23. Mai die Termine der Abiturprüfungen platzen lassen. Der alljährliche Run auf die Studienplätze bleibt diesmal - mangels Zeugnissen - aus. Zentrale Forderung der Streikenden ist die Erhöhung des Grundgehalts um 250 Mark, außerdem verlangen sie Weiterbildungs-Etats, die Verbesserung der Ausbildungssituation sowie die Besetzung freier Stellen, denen Tausende arbeitsloser Lehrer gegenüberstehen.

Vorausgegangen waren zwei- bis dreitägige Warnstreiks, jedoch ohne Erfolg. Ein Junglehrer bringt, nachdem er sich während der 2- bis 10jährigen Wartezeit an privaten Nachhilfeinstituten, Privatschulen oder im Stundentakt von Haus zu Haus durchgeschlagen hat, einen Monatslohn von umgerechnet 700 Mark nach Hause. Erst nach 30 Arbeitsjahren kann er mit einer Gehaltserhöhung auf 1.300 Mark rechnen. Eine 2-Zimmer-Wohnung kostet in Athen kaum unter 250 Mark und ein Liter Milch 1,20.

Für Regierung und Erziehungsministerium als Tarifpartner des Dachverbandes der Sekundarstufenlehrer (OLME) stellt der Streik der Schulmeister derzeit die schwerste unter den innenpolitischen Herausforderungen dar: In der seit dem Regierungsantritt der PASOK unter Andreas Papandreou vor sieben Jahren zunehmend zersplitterten und durch interne parteipolitische Machtkämpfe lahmgelegten Gewerkschaftsbewegung findet zum erstenmal ein Arbeitskampf statt, den die Basis gegen die Gewerkschaftsspitze beschloß. Charakteristisches Symptom ist der fast zeitgleiche Rücktritt des Erziehungsministers und der PASOK-orientierten Mehrheit im Bundespräsidium der Lehrergewerkschaft, als das Abstimmungsergebnis einer überwältigenden Mehrheit für den unbefristeten Dauerstreik bekannt gegeben wurde. Alle Versuche, den Streik politisch, ökonomisch wie juristisch zu unterhöhlen, sind auf den Granit einer auch in der dritten Streikwoche konstanten Beteiligung von 95 % - 97 % der ca. 55.000 Sekundarstufenlehrer gestoßen. Die zahlreichen, häufig von finanzieller Unterstützung begleiteten Solidaritätsbekundungen anderer Gewerkschaftsgruppen, Elternvereine und Privatpersonen bedrohen die Politik des „Gürtel-enger-Schnallens“ im krisen- und streikgeschüttelten EG-Partner Griechenland.

Die Regierung zeigt sich bisher nur zu kosmetischen Zugeständnissen bereit. Sie verfolgt offensichtlich die Taktik, andere Streikfronten - wie die Elektrizitätswerke, das öffentliche Verkehrswesen und die Diplomaten - zu beruhigen. Hier werden Zugeständnisse gemacht, die zum Ende des Streiks in diesen Bereichen führten, bei gleichzeitiger exemplarischer Unerbittlichkeit gegenüber den Lehrern.

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