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Griechenland-KriseOxi auf Berlinerisch

Die Zuspitzung der Situation in Griechenland schreckt deutsche und griechische AktivistInnen in Berlin gleichermaßen auf. Mehrere Aktionen werden geplant.

Wie umgehen mit Griechenland? Diese Frau hat eine klare Position, gesehen auf einem Protestzug am 20. Juni in Berlin. Foto: dpa

Sofia Kousiantza hat ihre Verabredungen am kommenden Wochenende abgesagt, in den nächsten Tagen wird sie ihren Koffer packen. Die 36-Jährige fliegt nach Griechenland, nicht für einen lange geplanten Familienbesuch, sondern um abzustimmen: An dem Referendum über die Sparvorgaben von EU, EZB und IWF will Kousiantza, Gründungsmitglied des Berliner Syriza-Ablegers, unbedingt teilnehmen. „Wir sind alle alarmiert, die meisten von uns wollen sich diese Entscheidung nicht entgehen lassen und haben schon am Wochenende ihre Flüge gebucht“, sagt Kousiantza.

Alarmiert ist auch die linke Bewegung in Berlin, besonders der Teil, der sich im Rahmen von Kampagnen zur europäischen Krisenpolitik schon länger mit den Entwicklungen in Griechenland beschäftigt. „Wir haben uns am Wochenende getroffen, und es war sofort klar, dass wir jetzt etwas machen müssen“, sagt Daniel Knopp, ein Berliner Blockupy-Aktivist. „Es geht bei dieser Zuspitzung ja nicht nur um Syriza und auch nicht nur um Griechenland, sondern um die Frage, welches Europa wir wollen“.

Protest vor Finanzministerium

Für Freitag ruft das Blockupy-Bündnis nun zu einer Demonstration auf, die am Bundesfinanzministerium vorbeiführen soll. Damit reagieren die AktivistInnen auch auf einen Solidaritätsaufruf, der bereits am Samstag von einem Athener Bewegungstreffen aus an Gruppen in ganz Europa verschickt wurde. Die ganze Woche über sollen nun Aktionen stattfinden.

„Auch wir wissen nicht, was bis Sonntag noch alles passiert, deshalb müssen wir ein bisschen ins Ungewisse planen“, so Knopp. „Wir wollen aber unbedingt zeigen, dass die Griechen ein Recht auf dieses Referendum haben, dass das ein legitimes demokratisches Mittel ist“, sagt er. Neben dem Aufruf zur Demonstration kursiert am Montag außerdem die Einladung von AktivistInnen, den Tag der Offenen Tür im Konrad-Adenauer-Haus zu besuchen, den die CDU an diesem Samstag veranstaltet.

Kritik an Berichterstattung

Die Berliner Syriza-Gruppe, im Herbst 2012 gegründet und rund 30 Personen groß, wird sich ebenfalls an dieser Demonstration beteiligen – einzelne Mitglieder veranstalteten bereits am Montagnachmittag eine Kundgebung vor dem Bundestag. „Wir versuchen auch, die Leute hier aufzuklären über das, was in Griechenland passiert, denn von den deutschen Mainstream-Medien erwarten wir das schon lange nicht mehr“, sagt Kousiantza. „Abwertend, rassistisch und unerträglich“ findet die Griechin, die seit sieben Jahren in Berlin lebt, den Tonfall der deutschen Berichterstattung.

Eleni Stavropoulou, die in Berlin als Anwältin arbeitet und viele GriechInnen berät, ist noch unentschlossen, ob sie an dem Referendum teilnehmen soll oder nicht – und wie sie abstimmen würde. „Bei mir und den Menschen in meinem Bekanntenkreis ist das Bauchgefühl klar gegen die Sparmaßnahmen und für die Politik von Syriza“, sagt Stavropoulou, die seit sechs Jahren in Berlin wohnt. „Aber viele Leute, gerade die jungen und gerade die, die noch in Griechenland wohnen, haben auch Angst um ihr Erspartes, selbst wenn es nur um 5.000 Euro geht“.

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